Wenn die Bibel unser Smartphone wäre

Paderborn (pdp). Zum allerersten Mal wird am kommenden Sonntag, 26. Januar 2020, der Wort-Gottes-Sonntag gefeiert. Papst Franziskus hat diesen neuen katholischen Gedenktag im September letzten Jahres mit seinem Apostolischen Schreiben Aperuit illis eingeführt. Der neue Bibelsonntag ist der Feier, Betrachtung und Verbreitung des Wortes Gottes gewidmet und wird künftig an jedem dritten Sonntag im Jahreskreis und damit Ende Januar begangen. Er soll die Rolle der Bibel im Leben christlicher Gemeinden stärken.

Auch Papst Franziskus feiert am neuen Gedenktag eine heilige Messe im Petersdom. Die große Mehrheit der Christen kenne die Heilige Schrift zu wenig, hatte der Heilige Vater bei der Einführung des
Wort-Gottes-Sonntages erklärt. Es brauche mehr Gelegenheiten, mit Gottes Wort in Berührung  zu kommen und dessen Reichtum kennenzulernen. Dazu ist der neue Bibel-Sonntag ein Impuls in den katholischen Kirchengemeinden weltweit.

Pfarrer Manfred Pollmeier, Leiter des Pastoralen Raumes Pastoralverbund WerreWeser und stellvertretender Dechant des Dekanates Herford-Minden, war bei der Einführung des neuen Gedenktages zunächst skeptisch: Mein erster Gedanke war: Ein Wort-Gottes-Sonntag in einer Eucharistiefeier Passt das?
Aber mein zweiter Gedanke war, dass der Wort-Gottes-Teil in der
Eucharistiefeier ja am stärksten ausgeprägt ist: mit Evangeliumszug, zwei Lesungen und den Auslegungen.

Mehr auf das Wort Gottes hören

Die Strahlkraft dieses neuen Gedenktages sei in Zeiten, in denen die
Gemeinden oftmals ums Überleben kämpfen würden, schwierig einzuschätzen, meint Pfarrer Pollmeier: Aber hier liegt vielleicht auch die Chance, mehr auf das Wort Gottes zu hören und weniger auf Aktionen zu bauen.

Das Kernanliegen des neuen Gedenktages ist eine größere Vertrautheit mit dem Wort Gottes, das sich in der Heiligen Schrift offenbart und zwar für jeden Gläubigen: Die Bibel ist für alle da. Pastor Christian Elbracht aus dem Pastoralen Raum Marsberg im Sauerland hat den Eindruck, dass das Wort Gottes bei vielen Menschen auch innerkichlich im Vergleich zur Wort-Flut geschriebener und gesprochener Worte ein Rand-Dasein friste.

Ich erinnere mich an ein Angelus-Gebet von Papst Franziskus, bei dem er fragte: Was würde geschehen, wenn wir die Bibel genauso behandeln wie unser Handy? Wenn wir umkehren, um sie zu holen, weil wir sie zu Hause haben liegen lassen, wenn wir sie mehrmals am Tag zur Hand nehmen, wenn wir die Botschaften Gottes in der Bibel lesen, wie wir die Botschaften auf dem Handy lesen?

Zur Verkündigung befähigt werden

Papst Franziskus hat Empfehlungen zur Feier des neuen Gedenktages
formuliert: Die Bibel soll am Wort-Gottes-Sonntag in den Gottesdiensten nach Möglichkeit feierlich inthronisiert werden. Neuen Lektorinnen und Lektoren kann an diesem Tag ihre bischöfliche Beauftragung überreicht werden  so wird die hohe Bedeutung der Verkündigung des Wortes Gottes in der Liturgie zum Ausdruck gebracht und damit dieser Dienst gestärkt. In der Predigt sollen gerade an diesem Tag die biblischen Bilder in einfachen
und verständlichen Worten entfaltet werden. Außerdem könne am
Wort-Gottes-Sonntag die Bibel an die Gläubigen ausgeteilt werden: Jeder Gläubige müsse dazu befähigt werden, selber authentisch das Wort Gottes zu verkünden.

Die Bibel ist für alle da

Seinen Empfehlung wird der Heilige Vater selber beispielhaft gerecht: Bei der heiligen Messe, die er am kommenden Sonntag im Petersdom feiert, wird er 40 Menschen persönlich eine Bibel überreichen, etwa einer Familie, einem Botschafter, einem Häftling, einem Lehrer oder auch Vertretern der orthodoxen und evangelischen Kirchen. Am Ende der Papstmesse in  Rom sollen alle Gottesdienstbesucher eine Bibel-Sonderausgabe erhalten.

Im Pastoralen Raum Marsberg wird beispielsweise  in der Seelsorgestunde gerade der Wortgottesdienst besprochen. Deshalb ist für den kommenden Sonntag geplant, dass Kommunionkinder in der Sonntagsmesse den Messdienerdienst bei der Evangelienprozession übernehmen, erklärt Pastor Christian Elbracht.

Bibel als das Verbindend

Papst Franziskus hat den neuen Gedenktag sehr bewusst im Jahreskreis gesetzt: Vom 18. bis 25. Januar 2020 ist die Gebetswoche für die Einheit der Christen, am 17. Januar war in der katholischen Kirche in Italien, Österreich, Polen und den Niederlanden zudem bereits der Tag des Judentums. Pastor Christian Elbracht sieht darin ein wichtiges Zeichen: ?Da der Sonntag des Wortes Gottes in zeitlicher Nähe zur Gebetswoche für die Einheit der Christen liegt, kann er sicher noch einmal den Blick auf das uns Verbindende stärken.

Die heilige Messe mit Papst Franziskus aus dem Petersdom wird am
Wort-Gottes-Sonntag, 26. Januar 2020, ab 10 Uhr mit deutschem Kommentar live von Radio Vatikan übertragen.

Zurück
Wenn die Bibel unser Smartphone wäre
Das Wort Gottes im Zentrum: Am 26. Januar 2020 wird weltweit in der katholischen Kirche zum ersten Mal der Wort-Gottes-Sonntag begangen. Foto: pdp/Maria Aßhauer