Vorstellung regionaler Obstsorten

Lemgo (pm). Schon die Synonyme der Sorte „Tannenkrug“ und „Lippische Goldparmäne“ weisen auf die Herkunft der Sorte hin. Laut der Broschüre „Alte Obstsorten neu entdeckt für Westfalen und Lippe" aus dem Jahre 2008 hat sie 1905 der Züchter R. Cronemeyer auf dem Hof Tannenkrug in Leopoldshöhe aus Samen der Goldparmäne gezogen. In Form und Farbe weist der Tannenkrüger große Ähnlichkeit zur uralten englischen Sorte Goldparmäne auf. Erstaunlich ist aber, dass die Natur hier wertvolle Veränderungen vorgenommen hat.

Im Unterschied zur Goldparmäne ist der Tannenkrüger nicht schorfanfällig. Auch eine Schädigung der Äpfel durch den Apfelwickler ist äußerst selten. Diese guten Eigenschaften haben wohl dazu geführt, dass die Sorte bereits 1909 mit Namen Tannenkrug in der Fachzeitschrift „Erfurter Führer im Obst- und Gartenbau“ vom Hamburg-Neufelder Pomologen Julius Heeschen als Neuheit vorgestellt wurde.

Sein Urteil: „Die mittelgroße, goldgelbe Frucht ist lange haltbar, hat abknackendes, hartes Fleisch und guten Geschmack. Baum breit und buschig, kräftig wachsend, ist sehr gesund und früh und regelmäßig tragend. Ein Anbauversuch mit Tannenkrug ist für kräftigen, feuchten Boden wohl zu empfehlen.“ Der Ursprung der Sorte dürfte aber älter sein als bisher bekannt.

Der Baumschulbesitzer Carl Grote aus Lemgo schreibt in seinem Baumschulkatalog aus dem Jahre 1910 zum Tannenkrug: „Der Mutterbaum, der ca. 20 Jahre alt ist und in hiesigen Verhältnissen aufgezogen, ist frei von Krebs und Krankheiten. Es ist deshalb die berechtigte Annahme vorhanden, dass diese Sorte für rauere Gegend als Ersatz für die wertvolle, hier auf schweren Boden nicht gut gedeihende Goldparmäne angesehen werden darf.“ Auf Grund der Angaben von Carl Grote muss der Ursprung des Tannenkrügers schon um das Jahr 1890 angesehen werden. Grote lobt den „edlen gewürzhaften Geschmack“ und die um 4 bis 6 Wochen längere Haltbarkeit zur Goldparmäne. Für eine Entstehung vor 1900 spricht auch der Erfahrungsbericht von Heeschen zum Baumwachstum und zum Ertrag aus dem Jahr 1909. Aktuelle Untersuchungen der Hochschule OWL - Abt. Lebensmitteltechnologie - haben ergeben, dass der Tannenkrüger einen hohen Gehalt an gesundheitsfördernden Polyphenolen aufweist und daher auch für Apfelallergiker meist verträglich ist. Somit ist der Tannenkrüger eine sehr wertvolle Lokalsorte, die sowohl für den Streuobstanbau als auch für den Privatgarten empfohlen werden kann.

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Vorstellung regionaler Obstsorten
Die mittelgroße, goldgelbe Frucht ist lange haltbar, hat abknackendes, hartes Fleisch und guten Geschmack.