Geballte Kritik an Genderpraxis

Erstellt von Adalbert Höber

OWL (ho). Das Gendern treibt viele um und macht sich breit in Wirtschaft und Verwaltungen und auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR). Dagegen protestieren nun mehr als 220 Sprachwissenschaftler. In einem Aufruf kritisieren sie die Praxis von Gendersternchen und Kunstpausen scharf als ideologisch und polarisierend.

Der ÖRR missachte geltende Rechtschreibnormen, stellen sie im Kern ihres Aufrufs heraus. Der Rat für Deutsche Rechtschreibung habe im März 2021 explizit darauf hingewiesen, dass Gender-Sonderzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt oder Unterstrich nicht dem amtlichen Regelwerk entsprechen, da diese Formen Verständlichkeit sowie Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten beeinträchtigen.

Diese Missachtung der gültigen amtlichen Rechtschreibregeln ist nicht mit dem im Medienstaatsvertrag formulierten Bildungsauftrag der Sender vereinbar, heißt es weiter. Statt ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden, praktizierten und propagierten die Sender in ihrer Schriftnutzung, vor allem in den Online-Formaten, orthografische Freizügigkeit jenseits der verbindlichen Regeln. Auch die gesprochene Realisierung des Gendersterns  mit Glottisschlag entspreche nicht der geltenden Aussprachenorm.

Ausgangspunkt dieser Sprachpraxis sei die Bewertung des generischen Maskulinums als diskriminierende Sprachform, die die Unterzeichner, Sprachwissenschaftler und Philologen, zurückweisen. Sie fordern eine kritische Neubewertung des Sprachgebrauchs im ÖRR auf sprachwissenschaftlicher Grundlage.

Die Sprachverwendung des ÖRR sei Vorbild und Maßstab für Millionen von Zuschauern, Zuhörern und Lesern. Daraus erwachse für die Sender die Verpflichtung, sich in Texten und Formulierungen an geltenden Sprachnormen zu orientieren und mit dem Kulturgut Sprache regelkonform, verantwortungsbewusst und ideologiefrei umzugehen. Mehr als drei Viertel der Medienkonsumenten bevorzugten Umfragen zufolge den etablierten Sprachgebrauch. Der ÖRR sollte den Wunsch der Mehrheit respektieren, fordern die Wissenschaftler.

Nicht zuletzt sorge die vielfach mit moralisierendem Gestus verbundene Verbreitung der Gendersprache durch die Medien für erheblichen sozialen Unfrieden.

Seit 2020 habe die Verwendung der sogenannten gendergerechten Sprache im ÖRR in erheblichem Maße zugenommen. Zusätzlich zu den 220 Sprachwissenschaftlern, die gegen die Genderpraxis protestieren, haben sich 225 weitere Unterzeichner mit Stand vom 8.8.2022  bereits gefunden, darunter Journalisten, Pädagogen, Übersetzer, Ärzte, Rechtsanwälte und Künstler.

Zum Aufruf linguistik-vs-gendern.de »

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