Selina Beck wirbt für Frauen im Handwerk

Bielefeld (hk). Selina Marie Beck macht derzeit ihre Ausbildung zur Zimmerin bei der ZEP-Team GmbH in Bielefeld und wirbt als Ausbildungsbotschafterin vor Schulklassen für ihr Handwerk.

Innenarchitektin war zunächst ihr Traumberuf. Doch nach dem Abitur wollte die Bielefelderin nicht gleich ins Studium wechseln, sondern zunächst praktisch arbeiten.

Unterstützung bei der Entscheidung fand sie bei ihrem Vater, ebenfalls Handwerker. Die Ausbildung hat sie 2020 begonnen: Nach einem Praktikum in dem Fachbetrieb für Zimmerei und Dachdeckerei entschied sie sich zu bleiben. Auch am Ende der Ausbildung nach drei Jahren, soviel ist schon sicher, wird sie das Unternehmen nicht verlassen, sondern ihre Kenntnisse als Gesellin vertiefen. Die Begeisterung für ihren Beruf gibt sie als Ausbildungsbotschafterin an Schulklassen weiter. Durch Tuba Kantis, Projektverantwortliche der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, wurde Selina Marie für ihre Auftritte vor den Schülerinnen und Schülern online geschult.

Bei Schulbesuchen trägt die Junghandwerkerin Kluft, in den Taschen der Kleidung steckt Werkzeug, beispielsweise ein Cuttermesser, ein Zollstock und ein Bleistift. Eine PowerPoint Präsentation unterstützt sie bei der Vorstellung ihres Berufs. „Als erstes zeige ich Bilder mit allen 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus unserem Team“, erklärt sie. Die Jugendlichen halten Unternehmen oft für etwas anonymes, doch wir Menschen sind es, die sie prägen.“ Fotos von Dachsanierungen, Carports oder Häusern im Holzrahmenbau zeigen die Vielfältigkeit des Zimmererhandwerks. Selina Marie Beck hat sich zum Ziel gesetzt, gerade jungen Frauen Mut zu machen, ins Handwerk zu gehen. Kräne und diverse Hilfsmittel minimieren das schwere Heben und der Beruf erfordert Kreativität und handwerkliches Geschick. Mit einem mitgebrachten Holzblock führt sie die jungen Leute an den Werkstoff Holz heran.

„Nach den Schulbesuchen haben wir stets Anfragen nach einem Praktikumsplatz“, lobt Firmenchef Eugen Penner. Insgesamt sieben Auszubildende lernen in dem Unternehmen, in diesem Jahr werden vier junge Leute ihre Ausbildung starten. Wichtig ist dem Zimmerermeister, dass die Azubis nahe an der Praxis lernen und auch so eingeplant werden. Nach der Ausbildung gibt es für Gesellinnen und Gesellen im ZEP-Team regelmäßige Weiterbildungen. „Das Steuern der Drohnen beispielsweise will gelernt sein“, so der Unternehmer. Die Bilder bilden die Grundlage für exakte Aufmaße und das anschließende Angebot. Gefragt nach ihrem Lieblingsprojekt nennt Selina Marie Beck ein dreistöckiges Haus in Holzrahmenbauweise in Büren. Die Wände wurden in Bielefeld vorgefertigt und auf der Baustelle montiert. „Nur einen Tag pro Etage haben wir gebraucht“, berichtet die angehende Zimmerin.

Stolz sind Auszubildende und Chef auf die interaktive Internetseite des Unternehmens, die es Kundinnen und Kunden leicht macht. Eine Angebotsanfrage habe letztens eine 76-jährige Dame ohne Probleme ausgefüllt, berichtet Penner. Offene Chatfenster bei Fragen zu möglichen Aufträgen oder bei Interesse an einer Arbeits- oder Ausbildungsstelle laden zu einem unverbindlichen Gespräch ein. Die unkompliziert aufgenommenen Gesprächsfäden führen häufig zu konkreten Aufträgen oder auch Vorstellungsgesprächen.

Die Schulbesuche der Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter sind Bestandteil des landesweiten Übergangssystems Schule-Beruf „Kein Abschluss ohne Anschluss“ mit Unterstützung der Landesregierung NRW und Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Quelle: HWK-Bericht

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