Preis an Engemann beim Fotowettbewerb

Rheda-Wiedenbrück (pm). Klimawandel und Wetterextreme, Auflagen- und Bürokratiedruck beschäftigen die Landwirte in Ostwestfalen-Lippe (OWL) und ganz Deutschland.

In einem Pressegespräch gingen Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe und sein Stellvertreter Andreas Westermeyer am Montag, 24.6.2024, auf dem Hof und Engemann in Rheda-Wiedenbrück auf diese Themen ein.

Zudem fand die Siegerprämierung der neuen Bilder der OWL-Zukunfts-Bauern 2024 statt. Mit dabei waren über 40 angehende junge Landwirte und Landwirtinnen aus ganz OWL - alle Studierende der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford.

Darunter auch Schülerin Louisa Engemann. Sie hat beim Fotowettbewerb den dritten Platz erzielt, in der Kategorie „Tierhaltung“. Louisa, Tochter des Hofes arbeitet neben der Schule mit auf den elterlichen Hof. Sie und ihr Bruder Henry führten bei einer Besichtigung über den Betrieb und zeigten den neuen luftigen Boxenlaufstall. Henry Engemann und seine Familie haben eine vorhandene Reithalle in viel Eigenleistung für die Kühe tierwohlgerecht umgebaut. Durch seine ausgeklügelten Ideen kann er den Tieren viel kuhkomfort bieten. Außerdem haben sie einen Hofladen, in dem sie unter anderem ihre eigenen Erzeugnisse Milch, Fleisch und Eier verkaufen. Der Betrieb Engemann wird im Nebenerwerb geführt, sowohl Vater als auch Sohn Henry Engemann gehen im Haupterwerb einer anderen Beschäftigung nach.

Wie sieht die aktuelle Lage der Landwirtschaft aus?

„Wir stehen vor großen Herausforderungen“, erklärt Tillmann. Aktuell bereiten den Bauernfamilien Bürokratieanstieg, immer neue Gesetze, Auflagen und Verordnungen wie im Pflanzen- und Tierbereich, hohe Betriebsmittelkosten sowie anhaltender Strukturwandel große Sorgen. Die aktuellen politischen Vorhaben, vor allem nationale Alleingänge, seien ein völlig falsches Signal und eine enorme Belastung für die heimischen Höfe und die regionale Erzeugung. „Wir brauchen endlich eine Politik mit Weitblick", fordert sein Stellvertreter Westermeyer. Die Weichen müssten endlich gestellt werden, um das Arbeiten auf den Höfen praktikabel und zukunftsträchtig zu gestalten. Das bedeutet beispielsweise weniger praxisfremde Auflagen und weniger Bürokratie. Insbesondere der stetig wachsende Druck durch politische Vorgaben und Gesetze seien die Haupttreiber, dass immer mehr Betriebe aufgeben würden, sind sich Tillmann und Westermeyer einig.

Wie steht es um die Ernte?

Das Wetter habe sich gewandelt, die Klimaveränderung sei spürbar. „Die Ernten auch in unseren Breitengraden werden deutlich unsicherer“, schildert Tillmann. Die Herbstaussaat, der Winter und Frühling waren geprägt durch reichlich Regen“, erklärt der Vorsitzende.

„Das Getreide steht ganz gut und die Gerste verfärbt sich schon“, schildert Tillmann. „Aber erst, wenn wir geerntet haben, können wir genaueres sagen“, ergänzt sein Stellvertreter. Zudem sei Wintergetreide in diesem Jahr auf den Feldern in OWL weniger zu finden. Aufgrund des nassen Herbstes konnte das Wintergetreide im letzten Jahr teilweise nicht ausgesät werden. Oder: Das Wintergetreide musste im Frühjahr wegen der nassen Witterung und Staunässe auf den Feldern umgemacht werden - also dort, wo die Flächen und damit Pflanzen unter Wasser standen.

Nasse Felder machten somit auch im Frühjahr die Aussaat von Sommergetreide, Zuckerrüben und Mais schwierig. Viele Arbeiten auf dem Acker verschoben sich nach hinten. Gleichzeitig war die Vegetation früh dran: Raps blühte vielerorts Mitte April.

Gut war der Regen für die Wiesen und Weiden. „Das Gras ist gut gewachsen“, erläutert der Vorsitzende. Grünland brauche Wasser, also Feuchtigkeit. Doch aufgrund der Nässe gab es hier ebenfalls Probleme mit der Grasernte. Deshalb konnten viele Flächen erst verspätet gemäht werden. Außerdem verzögert sich der Weideauftrieb.

Bauern hoffen auf sommerliches Wetter für Getreideernte

Die beiden Vorsitzenden Tillmann und Westermeyer blicken trotz alledem optimistisch auf die Ernte und hoffen für den Sommer - für die Erntearbeiten – auf eine ausreichend lange Trockenperiode.

Preisverleihung 2024

Ein Höhepunkt auf dem Hof Engemann war die Siegerehrung des Wettbewerbs Bildkommunikation. Dieser wurde vom Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes OWL gemeinsamen mit der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford im Rahmen des Schulprojektes „Landwirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit“ ausgerichtet. „Wir freuen uns, diese guten Leistungen auszeichnen zu dürfen“, gratuliert Tillmann den Preisträgern. Die Gewinner hätten das richtige Auge, Händchen und Gespür bewiesen. Für ihr Engagement lobt Antonius Tillmann auch den Schulleiter Thomas Rieger und Lehrerin Britta Müller von der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford.

Motto „Essen kann jeder, Landwirtschaft nicht“

Tillmann, Westermeyer und Melanie Rascher von der Nachwuchs-Organisation des Verbandes „Next Generation“ überreichten die Preise an die jeweils vier Siegerinnen und Sieger in der Kategorie Pflanzenbau sowie in der Kategorie Tierhaltung. Zudem wurden zwei Sonderpreise verliehen.

Unter dem Motto „Essen kann jeder, Landwirtschaft nicht“ möchten die jungen Leute mit ihren Bildern zeigen, was Landwirtschaft ausmacht und gleichzeitig wie fundiert sie ist. Dies stellt auch Westermeyer bei der Preisvergabe heraus: „Eure Fotos vermitteln, dass der Beruf des Landwirts ein breit gefächerter Lehrberuf von hohem Wert ist.“ Die Fotos spiegeln das große Spektrum der lokalen Landwirtschaft wieder. Die jungen Landwirte sind mit Kühen, Schweinen, Schafen zu sehen, auf dem Acker, zwischen Kartoffeln, im Getreide, mit Tablett, bei der Obstbaumpflege oder bei Wildtierrettung.

Landwirtschaft anno 2024, das sei weit mehr als Ackerbau und Viehzucht. Er sei ein Hightec-Beruf mit Bodenhaftung und das vermitteln die Fotos, betont Westermeyer. Der Beruf erfordere sehr viel Wissen. Landwirte müssten sich nicht nur rund um Pflanzen, Tiere, Technik und in der Betriebswirtschaft gut auskennen. Im Alltag würden auch Umweltschutz, Produktqualität, Vermarktung, Kommunikation, Arbeitsorganisation und Digitalisierung immer wichtiger. Die Verantwortung sei äußerst hoch, da sie mit Natur und Lebewesen zu tun hätten, teure Technik und Technologie einsetzten.

Das sind die Siegerinnen und Sieger

Den ersten Preis erzielte die Junglandwirtin Sophia Graute aus Bad Lippspringe (Kreis Paderborn) in der Kategorie Tierhaltung. Junglandwirt David Reinecke aus Neustadt am Rübenberge (bei Hannover) ergatterte den ersten Platz in der Kategorie Pflanzenbau. Ebenso in dieser Gruppe “Pflanze“ erhielt Simon Wöstefeld aus Höxter den zweiten Preis. Der dritte Preis dieses Bereichs wurde zweimal vergeben an: Henning Peppmeier aus Spenge (Kreis Herford) und Jann Kopmann aus Rahden (Kreis Minden-Lübbecke).

3. Preis geht an Junglandwirtin Luisa Engemann aus Rheda-Wiedenbrück

In der Kategorie „Tierhaltung“ gewann Jannis Hehmann aus Stemwede (Kreis Minden-Lübbecke) den zweiten Preis. Der dritte Preis wurde auch hier zweimal überreicht an: Luisa Engemann aus Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) und Nils Rehermann aus Bad Driburg (Kreis Höxter).

Einen Sonderpreis für sein Foto mit dem Thema „Wildtierrettung“ bekam Luis Bünger, aus Kalletal (Kreis Lippe). Auch Niklas Steinborn aus Marienmünster (Kreis Höxter) wurde für sein Foto zum Thema „Obstbaumpflege“ ausgezeichnet.

Quelle: wlv.de/kreisverbaende/

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