Arbeitsmarkt: viel Dynamik im September
Düsseldorf (pm). „Der September war deutlich von typischen saisonalen Faktoren geprägt, die zu einem sichtbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit geführt haben“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Davon konnten gerade junge Menschen unter 25 Jahren profitieren, die zum Ende der Sommerpause am Arbeitsmarkt und einer kurzen Phase der Übergangsarbeitslosigkeit pünktlich am ersten Montag des Septembers ihren ersten Arbeitsplatz als frisch qualifizierte Fachkraft oder als neue Auszubildende im Betrieb antreten konnten. Auch insgesamt zeigte sich der Arbeitsmarkt im Vergleich zu den Vormonaten deutlich dynamischer, sagte der Arbeitsmarktexperte weiter: „Nachdem wir in den vergangenen Monaten auf dem Arbeitsmarkt die sichtbaren Auswirkungen einer angespannten konjunkturellen Situation beobachten konnten, ist das eine positive Botschaft für den Herbstbeginn.“
43.591 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer konnten im vergangenen Monat ihre Arbeitslosigkeit mit der Aufnahme einer neuen Arbeit beenden. „Das waren fast 10.000 Personen mehr als im August und über 5.000 Menschen mehr als vor einem Jahr.“
Allerdings blieb Schüßler beim Ausblick auf die folgenden Monate skeptisch: „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit lag in diesem Monat annährend punktgenau im langjährigen Mittel von rund 20.000 Arbeitslosen und übertraf damit die Jahre 2022 und 2023. Das ist die gute Nachricht. Wir halten es allerdings für zu früh, um vom Start einer Herbstbelebung zu sprechen, wie sie saisonal jetzt anstehen könnte. Zunächst einmal handelt es sich um Nachholeffekte nach einer langen Sommerpause, die zu deutlicher Bewegung geführt haben. Die Frage ist, wie nachhaltig diese wirken. Denn es gibt gleichzeitig auch Hinweise, dass diese aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt von der wirtschaftlichen Schwächephase der vergangenen Monate wieder eingeholt und im Herbst weiter beeinträchtigt werden könnte.“
Augenfällig ist dabei vor allem die geringe Zahl neu gemeldeter Stellen, sagte Schüßler: „Ein Herbstaufschwung bringt normalerweise viele neue Stellenmeldungen bei den Agenturen für Arbeit. Diese sind in diesem Jahr jedoch ausgeblieben. Mit rund 22.000 neu gemeldeten Stellen beobachten wir im Gegenteil sogar einen rekordverdächtigen Tiefststand für einen September.“ Das steht nur scheinbar im Widerspruch zu einer mit 136.573 noch immer großen Zahl unbesetzter Stellen im Land: „Auch wenn wir tagesaktuell immer wieder von Unternehmen hören, die über Entlassungen nachdenken: Jobverluste waren in den vergangenen Monaten nicht der Hauptmotor für den Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das eigentliche Thema am Arbeitsmarkt ist vielmehr, dass Menschen, die einmal arbeitslos geworden sind, es schwerer haben, zurück in den Job zu finden. Sie bleiben arbeitslos, auch in den Phasen des Aufschwungs. Der Grund ist, dass angesichts der konjunkturellen Risiken Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber weniger einstellen, viele ihre offenen Stellen erst einmal unbesetzt lassen. Wir haben derzeit eine Situation wie während der Corona-Pandemie, als ebenfalls viele Besetzungsverfahren eingefroren waren.“
Der Vergleich mit der Zeit der Corona-Pandemie hat aber Grenzen, sagte Schüßler weiter. Zwar haben viele Unternehmen auch in diesem Jahr auf Neueinstellungen verzichtet, ihre Mitarbeitenden aber behalten. „Doch steht aktuell hinter jeder nicht neu eingestellten Arbeitskraft eine konjunkturelle Entscheidung, keine Pandemie. Das bedeutet natürlich auch, dass in Zukunft je nach wirtschaftlicher Entwicklung häufiger entschieden werden könnte, dass nicht nur auf weitere Einstellungen verzichtet wird, sondern auch Entlassungen vorgenommen werden. Wir werden genau beobachten, wie sich der Arbeitsmarkt in naher Zukunft entwickelt.“
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