Schwuchow referierte bei den Wirtschaftsjunioren

Büren (pm). Seit 2018 gehört der Parlamentarische Abend über den Dächern des Düsseldorfer Medienhafens zum festen Bestandteil des Know-how-Transfers zwischen Wirtschaftsjuniorinnen und -junioren mit dem NRW-Landtag und steht ganz im Zeichen des aktiven Dialogs der jungen Wirtschaft mit Politik und Gesellschaft.

Nun hat der 6. Parlamentarische Abend mit dem Thema „Kitas und Eltern am Limit – Ein Appell für eine nachhaltige Kinderbetreuungspolitik“ stattgefunden. Mit dabei: Bürgermeister Burkhard Schwuchow, der die Situation als Panelteilnehmer aus kommunaler Sicht beleuchtet hat.

Bevor die Podiumsdiskussion im „Sign!“, dem mit 74 Metern höchsten Gebäude im Düsseldorfer Medienhafen, startet, hat Bürgermeister Burkhard Schwuchow noch einen Auftrag zu erfüllen. Im Namen der Bürener Wirtschaft sucht er das Gespräch mit Lorenz Bahr, Staatssekretär im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration. Mit im Gepäck hat er ein Positionspapier, in dem mehr als 40 im Stadtgebiet Büren ansässige Unternehmerinnen und Unternehmer zum Umdenken aufrufen, was die Rahmenbedingungen angeht, die das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) vorgibt.

Die erste Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist folgende: Welche Verbindung besteht zwischen Kita und Wirtschaft? Bereits in den begrüßenden Worten durch Patrick Weiß, Landesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren NRW, wird diese Frage in aller Deutlichkeit beantwortet: „Eine nachhaltige, florierende Wirtschaft beginnt nicht erst mit dem Eintritt von Absolventinnen und Absolventen ins Berufsleben, sondern hat ihre Wurzeln in der frühkindlichen Bildung. Eine Investition in diese Bildung sorgt dafür, dass auch der Fachkräftemangel langfristig bekämpft werden kann. Es ist also unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Bedürfnisse der Familien und auch der Wirtschaft ins Zentrum der Politik zu stellen.“

Diesem Impuls stimmt auch Staatssekretär Bahr zu, macht aber deutlich, dass er die Wirtschaft bei dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe „nicht außen vorlassen möchte, sondern als aktiven Mitgestalter sieht“. In Bezug auf das KiBiz gibt er zu verstehen, dass er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen ein großes und schwieriges Erbe angetreten ist, versichert jedoch gleichzeitig, dass das Land – und damit spielt er unter anderem auch auf das Positionspapier der Bürener Wirtschaft an – bereits alles tue, um seinen Beitrag zu leisten.

„Das System zu ändern, braucht allerdings seine Zeit. So wie ein Schiff auf dem Rhein, wie wir es tagtäglich passieren sehen, nicht einfach von 0 auf 100 eine Kehrtwende machen kann, braucht es auch hier Geduld, Kreativität sowie ein gemeinsames und bedachtes Vorgehen“, so Bahr. Zu den ersten Meilensteinen seines Ministeriums im Bereich Kita zählt er u. a. das Sofortprogramm Kita, mit dem mehr Arbeitskräfte schneller in die Kitas geholt und diese zielgerichtet und flexibel eingesetzt werden können, und das Kita-Helfer:innen-Programm NRW mit dem Ziel, dieses ins KiBiz zu integrieren.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit Lorenz Bahr, Klaus Bremen, Geschäftsführer der KinderHut GmbH und NRW-Landesvorsitzender des Deutschen Kitaverbands, Anika Smits, Vorsitzende des Verbands für Kita-Fachkräfte in NRW, Johanna Münzer, Kreisvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen, Bürgermeister Burkhard Schwuchow und Moderator Miguel Espinar Colodrero, Landesvorstand Wirtschaftsjunioren NRW, werden unter anderem Themen wie Finanzierung, Fortbildungsmöglichkeiten und Entbürokratisierung, aber auch die klaffende Lücke zwischen „Betreuung“ und „Förderung“ diskutiert. „Das Recht auf Förderung ist im Gesetz verankert, das ist etwas komplett anderes als der reine Betreuungsaspekt, auf den sich der derzeitige Kitaalltag beschränkt. Ich erwarte Handlungsanweisungen und Zielsetzungen von der Regierung“, fordert Bremen und stößt auf Zustimmung der Anwesenden.

Ein weiteres Problem, das die Panelteilnehmenden sehen, liegt im sogenannten Mindestpersonalschlüssel begründet. „Im Krankenfall müssen die Leitungen morgens den KiBiz-Rechner anwerfen, der auf Grundlage des anwesenden Personals ausrechnet, ob die angemeldeten Kinder ausreichend betreut werden können. Ist dies nicht der Fall, werden die Eltern kurzfristig darüber informiert, dass eine Notbetreuung verhängt wird und müssen sich im Zweifel um eine Alternativbetreuung bemühen“, schildert Smits. Dieses Problem bestehe nicht nur im Kranken-, sondern auch im Fortbildungsfall. „Doch wenn wir wollen, dass unsere Kinder qualifiziert betreut werden, sind Fortbildungen ein Muss“, ergänzt Münzer. Es sei in diesem Zusammenhang untragbar, dass Fortbildungen und auch Urlaube keine Berücksichtigung im Mindestpersonalschlüssel finden würden.

Mit rund 90 Erzieherinnen und Erziehern im Stadtgebiet Büren weiß auch Bürgermeister Burkhard Schwuchow um die Herausforderungen, die der Kitaalltag aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen mit sich bringt. „Vor Ort tun wir bereits alles dafür, dass sowohl unsere mitarbeitenden Erzieherinnen und Erzieher als auch die Eltern und in einem nächsten Schritt auch unsere Unternehmerschaft zufrieden ist. Doch wir stoßen hier ganz klar an unsere Grenzen und müssen anerkennen, dass das bisherige System in der Praxis nicht bestanden hat. Ich plädiere dafür, nicht bei den sich zeigenden „Symptomen“ anzusetzen, sondern nach den Ursachen zu fragen und in diesem Rahmen auch darüber nachzudenken, ob wir überhaupt all das leisten können, was wir anbieten“, so der Bürgermeister.

Einig sind sich alle Anwesenden darüber, dass der Know-how-Transfer beim 6. Parlamentarischen Abend der Wirtschaftsjunioren NRW e. V. ein konstruktiver war, der alle Seiten zum Nachdenken angeregt haben sollte. Eine abschließende Zusicherung durch Lorenz Bahr, dass das KiBiz weiterentwickelt werden solle, um eine bestmögliche Lösung für alle Seiten zu erzielen, zeigt, dass ein solcher Austausch verschiedener Akteurinnen und Akteure der einzige Weg ist, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Im ersten Schritt solle es demnach eine neue Personalverordnung geben, die beispielsweise den berufsbegleitenden Erwerb von Qualifikationen erleichtern soll. Die angedachte Reform des KiBiz soll schnellstmöglich in Kraft treten. „Wir müssen schauen, was geht und nicht, was nicht geht“, fasst Bahr zusammen.

Quelle: bueren.de/

Zurück