Spaziergang und Diskussion im Ilsetal

Lemgo (vo). Am Samstag den 05.09.2020 fand der Höhepunkt der Veranstaltungsreihe von Pro Ilsetal e.V. statt. Alle drei Bürgermeisterkandidaten und knapp 100 Personen nutzten die Gelegenheit, in die denkmalgeschützte Steinmühle an der Ilse zu kommen.

Als erstes gab es einen naturschutzfachlichen Rundgang mit Eckehard
Buschmeier vom BUND. Er führte durch das unverlärmte
Naherholungsgebiet Radsiekbachtal am Altenheim vorbei zu wichtigen
Wegebeziehungen. Wegebeziehungen, die nach den Plänen von Strassen.NRW abgeschnitten werden sollen.

Die Hinweise von Buschmeier galten der Natur. Hauptthema waren zerschnittene Lebensräume und Inselbiotope, die entstehen würden. Ebenso ist es unredlich von Kompensationsflächen an anderer Stelle zu sprechen. Das ist leider nur ein Ablasshandel, so beklagte er. Hier konnten sich auch teilnehmende Ratsherren ansehen, dass der Verkehr eben nur an den Stadtrand verschoben würde. Das augenblickliche Problem wird angfristig dem nächsten vor die Füße geschoben ohne dass die Innenstadt merklich entlastet würde. Das war auch der Grund warum die damalige Chefin des Stadtplanungsamtes die Nordumgehung ablehnte.

Anschließend wurde die Diskussion mit einem unkonventionellen Quiz eröffnet. Kandidaten und das Publikum wurden dazu eingeladen. Wichtig war es dabei, den bisherigen verhärteten Tunnelblick emotionslos zu öffnen und die Gesamtheit der Randbedingungen im Auge zu behalten. Dazu wurden die globalen und lokalen Veränderungen seit Beginn der ersten Strassenplanungen in den 70er Jahren klar und faktenbasiert dargestellt. Das ging vom Bericht des Club of Rome über die nicht erreichte Senkung des Flächenfraß bis zu einem Luftbildvergleich vom Absterben des Lemgoer Stadtwaldes innerhalb von 1,5 Monaten diesen Jahres. Ein „weiter so“ gehe auf Kosten von Mensch und Natur, so Uwe Vogel. Dem könne sich keiner entziehen, der langfristig denke. Die Nordumgehung würde die Innenstadt nicht entlasten. Der Lärm bleibe erhalten, das Ilsetal würde geopfert und die bisherige Verkehrspolitik protegiert.

Markus Baier, der für die CDU antritt, sah das nicht so. Die Vergleiche seien Zahlenspielereien und man müsse jetzt fertigbauen, was Reinhard Wilmbusse angefangen habe. Die Fahrradunfälle zeigten, dass hier was für die Sicherheit getan werden müsse. Der LKW-Fernverkehr soll aus der Stadt.

Dass der LKW-Verkehranteil nach Zählungen der Stadt Lemgo  drei Prozent ausmacht und dass davon wiederum nur ein Viertel die Umgehungsstrasse nutzen wird, ergänzte Moderator Uwe Vogel.

Arne Brandt (SPD) schob das Thema an Strassen.NRW, die jetzt Herr des Verfahrens sind und ging nicht klar auf pro oder contra.

Katharina Kleine Vennekate  (Grüne) bezog ohne wenn und aber Stellung für den Verzicht auf weiteren Strassenneubau, der erst in 7-10 Jahren zum Tragen
kommen würde. Bis dahin soll auch die Verkehrswende vollzogen sein. Sie
plädierte klar für den Ausbau des ÖPNV und dafür Anreize zu schaffen, diesen
zu nutzen und das Hauptproblem des überwiegenden  Ziel/Quellverkehrs der
Innenstadt auf diese Weise zu lösen. Dort waren sich ausnahmslos alle
Kandidaten einig.

Anschließend  wurde zwischen Gästen untereinander und den Kandidaten weiter diskutiert. Alles in allem gelang es, die Emotionen aus dem Thema zu lassen so dass jeder sich ein faktenbasiertes Bild von der Lage machen konnte, wenn er denn wollte.

Bericht: Uwe Vogel

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Spaziergang, Quiz und Diskussion im Ilsetal
Spaziergang, Quiz und Diskussion im Ilsetal mit den Lemgoer Bürgermeisterkandidaten zum Thema Straßenbau versus Nachhaltigkeit.