Diakone als Experten für das Mensch-Sein

Paderborn (pdp). Vor 25 Jahren, am 19. November 1994, wurden 16 Männer im Hohen Dom zu Paderborn zu Ständigen Diakonen geweiht. Zur gemeinsamen Feier ihres silbernen Weihejubiläums kamen erstmals im Erzbistum Paderborn am Samstag acht Ständige Diakone des damaligen Weihekurses zusammen und feierten mit Weihbischof Manfred Grothe, der Leitung der Diakonenausbildung und ihren Ehefrauen einen festlichen Gottesdienst. Als Ständige Diakone stehen Sie mit Ihrer Person dafür ein, Gottes Wort zum Nächsten zu tragen, besonders zu den Menschen am Rande der Gesellschaft, sagte Weihbischof Manfred Grothe in seiner Predigt.

Mit dem Empfang des Weihesakraments im Jahr 1994 seien die Ständigen Diakone, die jetzt ihr silbernes Diakonatsjubiläum begehen, mit sakramentaler Gnade gestärkt worden, damit sie dem Volk Gottes in Diakonie, Liturgie und Verkündigung unterstützend und segensreich zur Seite stehen, erläuterte Weihbischof Grothe. Auftrag und Sendung einer evangelisierenden und diakonischen Kirche ist es, das Wort Gottes zu verkünden und zu bezeugen, das Wort Gottes zu feiern und zu leben, das Wort Gottes zum Nächsten zu tragen, besonders zu den Armen und Schwachen, immer wieder in Rückbindung an und in eine konkrete Gemeinschaft. Damit sei der spezifische Dienst-Ort eines Diakons nicht die christliche Kerngemeinde, vielmehr bewege sich ein Diakon in der Spannung zwischen der Mitte einer Gemeinde und deren Rand und Peripherie.

Als Diakone sind Sie Experten für das Mensch-Sein, in all seinen
Unterschiedlichkeiten und Herausforderungen, vertiefte Weihbischof Grothe weiter. In Ihren Gemeinden halten Sie das Bewusstsein für Menschen am Rande wach und durch Ihr Gehen an die gesellschaftlichen Ränder unterstützen Sie Menschen, ihren Platz im Herzen von Kirche und Gesellschaft finden und erobern zu können. Als sein Wunsch an die Weihejubilare formulierte der emeritierte Weihbischof in Paderborn, dass Sie weiterhin fest im Glauben an unseren barmherzigen und liebenden Gott Ihren Dienst in Kirche und Welt freudig versehen mögen. So könne durch das geistliche und zupackende Wirken von Diakonen die Frohe Botschaft Jesu
Frucht bringen.

Diakonischer Dienst

Die Weihejubilare haben in den letzten 25 Jahren Kirche und Diakonie
präsent gemacht: im Zivilberuf, in Ehe und Familie, in ihrem
Pastoralverbund und den dazugehörigen Gemeinden, erklärte Pastor Andreas Kreutzmann. Aus einer Verbindung zu Jesus Christus begleite ein Diakon die Armen sowie die am Rand der Gesellschaft stehenden Menschen, so der Diözesanbeauftragte für die Ständigen Diakone. Dabei beschränke sich der Dienst eines Diakons nicht auf den sozial-karitativen Dienst, zudem nehme er Aufgaben in der Liturgie und Verkündigung wahr.

Ständige Diakone und somit Diakone im Zivilberuf haben ein eigenes
Profil: Sie verbringen den größten Teil des Tages nicht in kirchlichen
Zusammenhängen und sind dennoch Kleriker, Amtsträger mit sakramentaler Weihe. Ihr Dienst vollzieht sich inmitten, doch im Idealfall mehr noch außerhalb der christlichen Kerngemeinde, führte Pastor Kreutzmann weiter aus. Das Engagement und der Dienst von Ständigen Diakone in der Kirche von Paderborn verleihe der Kirche somit ein diakonisches und evangelisierendes Gesicht.

Erfahrungen und Erinnerungen

In lebendiger Erinnerung sind mir die zahlreichen alten und kranken
Menschen in unseren Altenheimen und in unserem Krankenhaus, denen ich auf ihren letzten Wegen beistehen konnte, die Flüchtlinge, die bei uns Aufnahme fanden, aber auch manches Ehepaar, das sich unter meiner Assistenz getraut hat, und die Kinder, die ich taufen durfte, blickt Diakon Peter Trotier aus Iserlohn auf seinen 25-jährigen Dienst als Diakon zurück. Dankbar sei er für die Menschen, die ihn auf dem Weg zum und im Diakonat begleitet und getragen haben, vor allem seiner Frau Cordula.

Nähe zu den Menschen
Diakon Otto Balkhausen aus Paderborn war und ist in seinem Diakonat die Nähe zu den Menschen wichtig. Diese Nähe kann ich besonders beim Besuch von alten und kranken Menschen in Verbindung mit der Spendung der Krankenkommunion erleben. Auch beim Organisieren und Begleiten von Pilgerfahrten erfahre Balkhausen als Diakon diese Nähe zu Menschen, könne
er ihre Anliegen und Sorgen auch zu meinen Anliegen und Sorgen machen und gemeinsam zum Gnadenort bringen. Er empfinde im Hinblick auf sein Weihejubiläum große Dankbarkeit und wünsche sich noch viele Jahre, um mit Menschen im Glauben unterwegs zu sein.

Von der Taufe bis zur Beerdigung

In der Rückschau auf 25 Jahre Diakonat sind mir insbesondere die Dienste in der Taufpastoral in Erinnerung. Meine Erfahrung als Familienvater steht mir bei den Taufvorbereitungsgesprächen in den Familien hilfreich zur Seite, sagt Diakon Werner Jakob Schmit aus Paderborn. In den letzten Jahren hätten die Aufgaben beim Beerdigungsdienst, in der Begleitung der Hinterbliebenen und der Beistand für die Angehörigen zugenommen. Hier
erfahre ich die Kondolenzbesuche in den Familien und bei den
Hinterbliebenen als bereichernd und als erfüllenden Dienst der Kirche an den Menschen, erklärt der im Pastoralverbund Paderborn Mitte-Süd engagierte Ständige Diakon.

Diakon Klaus Krekeler aus dem Pastoralverbund Willebadessen-Peckelsheim ist wichtig im Hinblick auf seinen Dienst in der Kirche, die ihm mit der Diakonenweihe übertragenen Aufgaben sowohl gewissenhaft geistlich als auch menschlich und personenbezogen umzusetzen. Auf die Frage, was ihm im Hinblick auf sein Silbernes Weihejubiläum wichtig ist, antwortet Diakon Krekeler: Die 25 Jahre zum Jubiläum sind nicht mein Verdienst. ER hat mich geführt.
Ständige Diakone: Familienväter im Berufsleben

Diakone sind keine Lückenbüßer für weniger werdende Priester in der
Katholischen Kirche, das ist Diakon Thomas Huneke aus Rheda-Wiedenbrück wichtig. Als Männer, die zumeist im Berufsleben stehen, haben Ständige Diakone die Möglichkeit, auch die Menschen zu erreichen, zu denen Kirche sonst eher keinen Zugang mehr hat, so der Diözesansprecher der Ständigen Diakone. Diakone seien zudem Männer des Gebetes, die sich durch das tägliche Gebet der Laudes und Vesper in den Gebets-Auftrag der Kirche einreihen. Wir können froh und dankbar sein, dass sich immer wieder Männer neben ihren Aufgaben als Familienväter und im Berufsleben berufen lassen, um diesen Auftrag zu erfüllen, sagt Diakon Huneke mit einem Segenswunsch für die Weihejubilare und einen herzlichen
mitbrüderlichen Danke-schön für deren Dienst.

2021 Jubiläum: 50 Jahre Ständiger Diakonat im Erzbistum Paderborn
Stefan Nagels vom Referat Fortbildung und Personalentwicklung der
Zentralabteilung Pastorale Dienste gab einen Ausblick auf das in zwei
Jahren anstehende Jubiläum 50 Jahre Ständiger Diakonat im Erzbistum
Paderborn: Im Jahr 2021 begehen wir das 50-jährige Jubiläum des
Ständigen Diakonats im Erzbistum Paderborn. Es soll nicht nur ein Jahr der Rückschau sein, sondern ein Blick in die Zukunft.

Durch zwei Veranstaltungen im Jahr 2020 werden Schritte gegangen ins Jubiläumsjahr 2021: Am 9. Mai 2020 mit dem Thema Diakone zwischen Gottes- und Menschensuche und am 29. August 2020 eine kreative Ideenfindung unter dem Leitwort: Ideen mit Herz und Verstand von Diakonen für Diakone. Der 50. Jubiläumstag des Ständigen Diakonats im Erzbistum Paderborn ist der
16. Oktober 2021, der mit einem festlichen Pontifikalamt im Hohen Dom zu Paderborn begangen wird. Die ersten 15 Diakone im Erzbistum Paderborn empfingen am 16. Oktober 1971 durch Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger die Diakonenweihe.

Zu ihrem silbernen Diakonenweihejubiläum feierten
·       Diakon Otto Balkhausen aus Paderborn
·       Diakon Manfred Berkenhaus aus Lippstadt
·       Diakon Klaus Krekeler aus Willebadessen
·       Diakon Manfred Lohmann aus Bad Driburg
·       Diakon Gisbert Nolte aus Marsberg
·       Diakon Werner Jakob Schmit aus Paderborn
·       Diakon Dieter Scholz aus Enger
·       Diakon Peter Trotier aus Iserlohn
gemeinsam mit Weihbischof Manfred Grothe, der Leitung der
Diakonenausbildung im Erzbistum Paderborn und ihren Ehefrauen einen Gottesdienst im Haus Maria Immaculata in Paderborn.

Stichwort: Diakon

Das Wort Diakon leitet sich vom griechischen Wort diakonos ab und bedeutet Diener, Helfer. Ein Diakon ist gesandt zur besonderen Nachfolge Christi. Innerhalb der Kirche bekleidet er ein geistliches Amt, den Diakonat. Seine Aufgaben beschränken sich aber nicht auf den Gottesdienst (leiturgia  Liturgie), vielmehr umfassen sie auch die Verkündigung (martyria  Zeugnis) und den Dienst am Nächsten (diakonia  Diakonie / Caritas) und damit alle drei Grundvollzüge der Kirche. Für einen Diakon ist der Dienst am Nächsten wesentlich, er ist insbesondere dazu aufgerufen, zu den Armen und Kranken, den Menschen am Rande zu gehen.

Die von einem Bischof gespendete sakramentale Weihe zum Diakon ist ein Element des dreigliedrigen Weihesakraments (Diakon  Priester  Bischof), dadurch ist der Diakon in die Gemeinschaft der Geistlichen, den Klerus, eingegliedert. Diakone assistieren dem Priester bei der Feier der Eucharistie, verkünden dabei das Evangelium und dürfen predigen. Sie können das Sakrament der Taufe spenden, bei der kirchlichen Eheschließung assistieren, Beerdigungen leiten, Wortgottesdienste feiern und die Kommunion spenden. Die Feier der
Eucharistie bleibt den Priestern vorbehalten, ebenso wie die Spendung des Sakramentes der Krankensalbung und des Bußsakramentes.

Verheiratete Männer, die 35 Jahre und älter sind, können nach einer
entsprechenden Ausbildung und mit Zustimmung ihrer Ehefrau zum Diakon geweiht werden, um als Ständiger Diakon eingesetzt zu werden. Ständige Diakone üben in der Regel zusätzlich zum Seelsorgedienst einen bürgerlichen Beruf aus. Wer ein Zölibatsversprechen ablegt, kann die Diakonenweihe bereits mit 25 Jahren empfangen. Auch Priesteramtskandidaten
werden zunächst zum Diakon und dann zum Priester geweiht.

Bei liturgischen Feiern, die von einem Diakon geleiteten werden, trägt der Diakon als Amtszeichen die Diakonenstola über dem Chorgewand oder der Albe. Die liturgische Kleidung des Diakons bei der Assistenz in der Eucharistiefeier ist die Dalmatik, die wie das priesterliche Messgewand über Albe und Stola getragen wird.

Im Erzbistum Paderborn gibt es derzeit 179 Ständige Diakone, 38 von ihnen sind im Ruhestand, fünf sind im Hauptberuf als Diakone tätig.

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Diakone als Experten für das Mensch-Sein
Diakone stehen mit ihrer Person dafür ein, Gottes Wort zum Nächsten zu tragen, sagte Weihbischof Manfred Grothe in seiner Predigt. Foto: pdp / Thomas Throenle