Bildungsforschungstagung in Berlin

Bielefeld (ub). An Lernentwicklung, schulischem Erfolg und Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler sind gerade an inklusiven Schulen viele Personen beteiligt: Lehrkräfte, sonderpädagogisches Personal, pädagogische Fachkräfte, Eltern. Wie sie Kooperation an der Schule und mit den Eltern umsetzen, ist allerdings selten institutionell verankert. Hier setzt das „Bielefelder Fortbildungskonzept zur Kooperation in inklusiven Schulen“ (BiFoKi) an. Seit knapp einem Jahr führen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Sonderpädagogik und Pädagogischer Psychologie der Universität Bielefeld im Rahmen dieses Projekts Fortbildungen an inklusiven Gesamt- und Sekundarschulen in ganz NRW durch und beforschen diese.

Ein erstes Zwischenfazit und die Grundzüge ihres Fortbildungskonzepts stellen die Projektverantwortlichen auf der Bildungsforschungstagung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vom 12. bis 13. März in Berlin vor.

Was die Forscherinnen und Forscher im Projekt ermittelt haben: Viele Schulen kämpfen aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen nach wie vor mit der Umsetzung inklusiver Schul- und Unterrichtskonzepte. Und auch der Aufbau kooperativer Strukturen und Prozesse, die dabei helfen können, ist an den Schulen unterschiedlich weit gediehen.

Im Vorfeld der Fortbildungen, die gezielt zu Beginn der Sekundarstufe I starten, wurden Schulleitungen, das Lehrpersonal sowie Eltern von Fünftklässlerinnen und Fünftklässlern zum Stand der Kooperation und vielem mehr gefragt. Bezogen auf die anschließende und noch laufende Fortbildung von Schulleitungen, Schulpersonal und Eltern stellt Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, als eine der Projektleiterinnen und Professorin für Erziehungswissenschaftlerin mit den Schwerpunkten schulische Inklusion und sonderpädagogische Professionalität fest: „In den meisten Schulen sehen wir eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten der einzelnen Berufsgruppen, die Schülerinnen und Schüler in Sinne der Inklusion unterstützen. Selten sind diese Maßnahmen aber schon gut aufeinander abgestimmt.“

Gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern, Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen und weiteren pädagogischen Fachkräften eines Jahrgangs sowie der Schulleitung wird daher an Fragen gearbeitet, die die tägliche Arbeit in der Schule betreffen: Welche Systematik hilft dabei, aus einzelnen Unterstützungsangeboten ein abgestimmtes Maßnahmenpaket im Sinne der Inklusion zu machen? In welchen Personenkonstellationen können Teams die kooperative Arbeitsweise in Schulen vorantreiben? Und wie kann die Kooperation mit Eltern so gestaltet werden, dass sie von beiden Seiten als befriedigend und effektiv erlebt wird?

„Fehlende Zeit im dichten Schulalltag wird beim Ausbau jeder Form von Kooperation häufig als Barriere empfunden“, sagt Professorin Dr. Elke Wild als Projektleiterin und Pädagogische Psychologin und ergänzt: „Wir versuchen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufzuzeigen, dass die langfristigen Nutzen einer guten Kooperation den kurzfristigen Mehraufwand deutlich übersteigen und erarbeiten gemeinsam, an welchen Stellen vor Ort vorhandene Ressourcen möglicher-weise besser zu bündeln oder effizienter einzusetzen sind.“

In diesem Zusammenhang werden im BiFoKi-Projekt auch die an den teilnehmenden Schulen in Elternforen gesammelten Wünsche der Eltern an das Jahrgangsteam rückgespiegelt. Auf diese Weise wird verdeutlicht, wie leicht ein Abgleich von Sichtweisen erfolgen kann und wie hilfreich dies ist. „Generell finden wir es wichtig, mit unseren Bemühungen im fünften Jahrgang anzusetzen. Denn hier konfigurieren sich neue Jahrgangsteams und neue Elternschaften, die über Jahre hinweg kooperieren sollen“, betonen Dr. Julia Gorges und Dr. Philipp Neumann ebenfalls als Projektleiter.

Um den teilnehmenden Schulen die Gelegenheit zu geben, ihre gefassten Vorhaben zur Optimierung der multiprofessionellen und Schule-Eltern-Kooperation vorzustellen und deren Umsetzung wechselseitig zu reflektieren, lädt das BiFoKi-Team sie Ende März zu einem überregionalen Vernetzungstreffen ein. Vorrangiges Ziel der themenzentrierten Arbeitsgruppen ist die Sammlung von Strategien, die sich in der Praxis bei der Umsetzung von kooperationsbezogenen Vorhaben und hier speziell auch bei der Überwindung typischer Hindernisse bewährt haben. Am Ende des laufenden Schuljahres erfolgt im Forschungsprojekt eine zweite Befragung der Schulen. Dann wird überprüft, wie sich das Fortbildungskonzept über einen längeren Zeitraum auf die Arbeitsweise der Schulen ausgewirkt hat. Hierzu werden zeitgleich erhobene Daten von 14 weiteren Schulen als „Vergleichsfolie“ herangezogen, die erst ab dem Schuljahr 2019/2020 fortgebildet werden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert BiFoKi seit 2018 über einen Zeitraum von zunächst drei Jahren mit rund einer Million Euro.

Weitere Informationen:
•    www.bifoki.de
•    Pressemitteilung zum Projektstart (27.04.2018): ekvv.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/wie_kooperation_schule_machen_kann  

Kontakt:
Dr. Julia Gorges, Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft, Projektleiterin BiFoKi
Telefon: 0521 106-67629
E-Mail: bifoki@uni-bielefeld.de

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Bielefelder Projekt bei Bildungsforschungstagung in Berlin
Leiten das Projekt BiFoKi: Prof.‘in Dr. Birgit Lütje-Klose, Dr. Julia Gorges, Phillip Neumann und Prof.‘in Dr. Elke Wild. Foto: Universität Bielefeld