Folgen des Klimawandels im Obstbau

Lemgo (wh). Der Klimawandel bereitet auch den Erwerbsobstbauern immer größere Sorgen. Willi Hennebrüder von der Lemgoer Ortsgruppe im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland hat aus diesem Grunde einmal Roland Schmitz-Hübsch befragt, der in Bornheim-Merten in vierter Generation den ältesten Obstbaubetrieb Deutschlands mit plantagenmäßigen Anbau von Edelobst auf 36 Hektar Fläche betreibt. Der Urgroßvater Otto Schmitz-Hübsch hatte den Betrieb 1896 gegründet und seit 1972 gibt es lückenlos Aufzeichnungen über die Wetterentwicklung. Die Auswirkungen des Klimawandels sind inzwischen sehr vielfältig.

Dazu gehören demnach als erstes der Blütenfrost. Weil sich aufgrund der milden Winter die Blütezeit inzwischen zwei bis drei Wochen früher erfolgt, hat das Risiko von Spätfrösten zugenommen. Um die Ausfälle in Grenzen zu halten mussten Beregnungsanlagen installiert werden, mit denen die Blüten vor dem Erfrieren gerettet werden.

Zweitens Trockenperioden und Hagel: Aufgrund der Zunahme von Wetterextremen mit längeren Trockenperioden musste eine Tröpfchenbewässerung installiert werden. Ohne solche Bewässerungssysteme ist der Erwerbsobstbau schon jetzt nicht mehr denkbar. Der Wasserbedarf ist inzwischen enorm. Um die Schädigung des Obstes durch zunehmende Starkregenereignisse mit Hagel zu verhindern ist die Installation von Hagelnetzen erforderlich, die mit 15.000 Euro je Hektar zuzüglich Kosten für die Investition anfallen. Als Nachteil gibt es eine Zunahme von Mäusen, weil die Greifvögel nicht mehr die Population in Grenzen halten können.

Drittens Sonnenbrand und Schalenbräune: Bei Temperaturen über 35 Grad bilden sich Brandflecken auf den Äpfeln. Äpfel verkochen regelrecht und sind damit unverkäuflich. Ein weiteres neues Problem ist die Schalenbräune, bei der sich die Schale auf dem Lager braun bis dunkelbraun verfärbt. Man vermutet eine zu intensive UV-Einstrahlung als Ursache.

Viertens der Verlust wertvoller Apfelsorten: Als Beispiel sei die aus England stammende Sorte Cox Orangenrenette genannt, die im gemäßigten Klima Englands gezüchtet und wegen ihres hervorragenden Geschmacks schnell auch in Deutschland verbreitet wurde. Hohe Sonnentemperaturen und einzelne Hitzeperioden verträgt die Sorte nicht, daher wird sie kaum noch angebaut.

Fünftens Glasigkeit: Durch die höhere Sonneneinstrahlung wird über die Photosynthese auch mehr Zucker in den Früchten eingelagert. Der wird bei einem zu hohen Zuckeranteil zum Teil in Stärke umgewandelt. Wenn diese Stärke zur Fruchtreife hin nicht wieder in Zucker umgewandelt wird, erscheint das Fruchtfleisch glasig, was wir Glasigkeit nennen. Diese Früchte sind in diesem Stadium unverkäuflich und können im weiteren Verlauf zu Fäulnis neigen. Oft kann eine leichte Glasigkeit aber während der Lagerung von den Früchten selbst veratmet und abgebaut werden. Kleiner Fakt: In asiatischen Ländern gilt die Glasigkeit als besonders hochwertig.

Sechstens Schädlinge: Durch die milden Winter wird die Population der Obstbauschädlinge weit weniger reduziert als in früheren Jahren. Außerdem wandern inzwischen neue Schädlinge wie etwa die marmorierte Baumwanze ein, die den Obstbauern das Leben schwer machen.

Roland Schmitz-Hübsch schaut mit großer Sorge in die Zukunft und sein Wunsch wäre, dass in Sachen Klimaschutz weltweit endlich mehr getan wird um noch größere Negativentwicklungen für den Obstbau und die Landwirtschaft insgesamt zu verhindern.

Bericht: Willi Hennebrüder

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Obstbauer Roland Schmitz-Hübsch
Obstbauer Roland Schmitz-Hübsch aus Bornheim-Merten informiert BUND Lemgo über die Folgen des Klimawandels im Erwerbsobstbau. Foto: Roland Schmitz-Hübsch