Corona: mit Medikamenten gut aufgestellt

Paderborn (js). Als vor gut elf Jahren der „King of Pop“ Michael Jackson angeblich an einer Überdosis Propofol starb – spätestens da kannten viele das intravenös verwendete Narkotikum. Es ist günstig, hat wenig Nebenwirkungen und wird zum Beispiel auch zur Sedierung, also Ruhigstellung, von beatmeten Patienten mit Corona verwendet. Allerdings war Propolfol schon vor der Pandemie immer wieder zwischenzeitlich knapp geworden. Das sei kein Phänomen von Corona – aber durch das Virus verstärkt worden, so die Deutsche Krankenhausgesellschaft.

Unabhängig von der Verfügbarkeit von Propofol werden Patienten auf der Intensivstation des St. Johannisstift medizinsch angemessen sediert mit einem neuen Medizinprodukt aus Schweden, berichtet die Krankenhausleitung.

Anaconda, so heißt eine Art Filter, der in das ohnehin notwendige Beatmungsgerät integriert wird und seit August auch im St. Johannisstift eingesetzt wird. Diese sogenannte Dampfnarkose werde sehr gut vertragen und lasse sich fein dosieren. „Der Übergang von der Beatmung des Patienten zurück zur Spontanatmung lässt sich mit Anaconda fließend gestalten. Das bedeutet weniger Stress für unsere Patienten. Auch der Kreislauf bleibt unter dieser Dampfnarkose stabil“, so Chefarzt Dr. Matthias Kuckeland, Anästhesist und Intensivmediziner am St. Johannisstift. Das könne bedeuten, dass Patienten schneller aus der Intensivstation entlassen werden können und schneller Betten für neue Patienten freiwürden. „Darüber hinaus ist ein unglaublich feiner Filter integriert, der Partikel zurückhält, die ein Viertel der Größe eines Corona-Virus´ haben."

Die Produktionsfirma aus Schweden freut sich über sensationelle Zahlen: „Seit Covid 19 haben wir unsere Umsätze im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt – darunter viele Neukunden“, so Stina Sandberg von Sedana Medical aus Stockholm.

Ein weiteres Werkzeug in der Intensivmedizin, das durch Corona ganz besonders nützlich sein könne, sei eine Beatmung durch Nasenkanülen, die auch in Bauchlage recht problemlos eingesetzt werden könne, zum Beispiel „Optiflow nasaler Highflow“ von Fisher und Paykel. In der Bauchlage wird einem Sprecher zufolge die Lunge schwerkranker Patienten besser belüftet, ein Tubus (also Schlauch) zum Beatmen würde da zwar auch funktionieren, wäre aber für den Körper deutlich aggressiver. Durch diese nasale Beatmung wird die Atemluft vorgewärmt und ist auch so feucht, wie die Lunge es braucht. Mit dieser Form der Beatmung lässt sich bei günstigem Verlauf die für den Körper deutlich anstrengendere Beatmung per Tubus vermeiden oder verzögern. Und auch im Umstieg vom Beatmungsgerät auf die spontane Atmung haben Mediziner gute Erfahrungen mit der Optiflow- Methode durch die Nase gemacht, berichtet das St. Johannisstift.

An diesen beiden Beispielen werd deutlich, dass die Intensivmediziner über verschiedenste Werkzeuge verfügen, Patienten optimal zu versorgen und ihre Therapie auch - und gerade in Coronazeiten optimal anzupassen; das St. Johannisstift sehe sich auch bei steigenden Infektionszahlen gut aufgestellt.

Quelle: St. Johannisstift/Stefani Josephs

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Chefarzt Dr. Matthias Kuckeland: Die Behandlung mit neuen Medikamenten bedeutet weniger Stress für die Corona-Patienten und kann bedeuten, dass sie schneller aus der Intensivstation entlassen werden können. Foto: St. Johannisstift