Westhoff-Sammlung jetzt im Kreisarchiv

Paderborn (ip). Nach 70 Jahren war Schluss: 1951 eröffnete der gerade 26-jährige Rundfunktechniker Franz Josef Westhoff im gerade wiederaufgebauten elterlichen Haus Giersstraße 18 eine Radiohandlung mit Werkstatt, welche im Laufe der Jahrzehnte Unterhaltungselektronik aller Art im Angebot hatte und reparierte.

2021 schloss Radio-Westhoff die Türen von Geschäft und Radio- und Fernsehmuseum; denn in all den Jahren hatten Franz Josef und später sein Sohn Ulrich Westhoff ihren Beruf zur Berufung gemacht und neben dem Geschäft ein weithin bekanntes Radio- und Fernsehmuseum aufgebaut. Nun übergaben Ulrich und seine Frau Marie-Theres Westhoff die verbliebenen Archivalien dem Stadt- und Kreisarchiv Paderborn.

Wie es sich für eine gute Überlieferung eines Unternehmens gehört, finden sich in der Sammlung Fotos aus der Unternehmensfrühzeit der 1950er-Jahre, von dem neuen Betriebslokal am Dörener Weg nach dem Umzug 1985 sogar Innenaufnahmen der Werkstatt. Geschäftsjournale sind seit Gründung vorhanden, Urkunden von Lehrgängen und Werbematerial mit dem bereits 1951 entwickelten und weit bekannten Logo.

Wie ein funkelnder Diamant ragt ein Gästebuch aus der Sammlung heraus. In dem 1976 zum 25-jährigen Firmenjubiläum angelegten Album hatte Franz Josef Westhoff Bildmaterial zusammengetragen, das ihm für einen Rückblick auf sein berufliches und gesellschaftliches Leben im Schützenverein, im Magellan-Shantychor und als Alleinunterhalter wichtig war.

Für eine echte Überraschung bei den Paderborner Archivaren sorgte jedoch ein anderer Unternehmenszweig. Denn Radio Westhoff betrieb nicht nur Handel und Reparaturservice, sondern stattete zahlreiche Paderborner Groß- und Kleinveranstaltungen mit dem notwendigen akustischen Equipment aus. Hierzu gehörten nicht nur Liborifeiern und Fronleichnamsprozessionen, Schützenveranstaltungen, Karnevalssitzungen und Konzerte vom Paderborner Polizeichor, sondern beispielsweise auch der Empfang für Queen Elizabeth im Rathaus 1977. Und mitunter schnitt Franz Josef Westhoff Reden und anderen Originalton auf Tonband oder -kassette mit.

So finden sich neben Tonaufnahmen von Libori 1965 oder einem Ükernrundgang mit Schützenoberst Karl Auffenberg auch die Traueransprache von Bürgermeister Herbert Schwiete bei der Beerdigung seines Amtsvorgängers Christoph Tölle aus dem Jahr 1977 in der Westhoff-Überlieferung.

Im Laufe der Jahre bekamen Westhoffs von ehemaligen Kunden auch Tonbänder und Filme geschenkt, die ebenfalls übergeben wurden, großteils aber erst noch gesichtet werden müssen. Und vielleicht findet sich hierunter ja auch noch die ein oder andere weitere Überraschung ...

Zurück