Polizei warnt vor Panikmache
Paderborn (ots/mh). In WhatsApp-Gruppen und in weiteren Messenger-Diensten werden derzeit Meldungen verbreitet, dass im Paderborner Stadtgebiet Kinder von fremden Männern angesprochen wurden. Entsprechende Anzeigen sind bei der Polizei Paderborn eingegangen. Die Polizei nimmt die Sorgen und Ängste der Eltern immer sehr ernst und geht den Hinweisen umfassend nach. Gleichzeitig warnt die Behörde vor Panikmache über Messenger-Dienste und in den sozialen Medien.
Mit dem Schritt an die Öffentlichkeit möchte die Polizei objektiv informieren, aufklären und Zeugen für die verdächtigen Beobachtungen suchen. Hinweise auf Straftaten oder besondere Gefahren für die Kinder gibt es bislang nicht.
Ausgangssituation war eine Meldung vom Montag, 18. September. Ein zehnjähriger Junge, der auf einem Tretroller auf dem Gehweg der Sander Straße in Richtung Paderborn-Sande unterwegs war, soll gegen 15.10 Uhr aus einem Auto heraus von einem Mann angesprochen worden sein. Das Fahrzeug sei aus Paderborn-Elsen gekommen und in Richtung Sande unterwegs gewesen. Es habe dann auf dem Parkplatz gegenüber der Altenginger Mühle gewendet und an der Einmündung gehupt, als der Junge vorbeifuhr. Daraufhin sei der Autofahrer wieder auf die Straße in Richtung Sande gefahren. Er soll dann den Jungen durch das geöffnete Fenster an der Beifahrerseite gefragt haben, ob er mitfahren wolle. Der Junge habe dies verneint und sei weitergefahren. In dieser Situation kam ein Mädchen dazu, das in Richtung Elsen unterwegs war und die Situation beobachtet hatte. Der Autofahrer setzte seine Fahrt in Richtung Sande fort. Schließlich sprach der 10-Jährige hilfesuchend eine Radfahrerin an, die ihn bis nach Hause begleitete.
Der Autofahrer wird als etwa 55 Jahre alt beschrieben. Er soll graumelierte Haare und einen grauen Vollbart tragen. Seine Stimme sei tief gewesen und er trug ein kariertes weiß-blaues T-Shirt. Die Automarke konnte nicht genau beschrieben werden. Das Fahrzeug soll grau oder beige gewesen sein.
Dieser Sachverhalt und ein Elternanschreiben der Schule des Jungen machten schnell in diversen WhatsApp-Gruppen und bei anderen Messenger-Diensten die Runde.
Die Polizei ermittelt in der Sache und hat mit dem Jungen sowie dem hinzugekommenen Mädchen gesprochen. Das Verhalten des Jungen schätzen die Ermittler als vorbildlich ein. Es entspricht genau den polizeilich aufgezeigten Verhaltensregeln, die Eltern mit Kindern üben sollen. Der Hintergrund des verdächtigen Ansprechens ist bislang unklar. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei dem Mann um jemanden handelt, der den Jungen kennt und ihn "in guter Ansicht" nach Hause bringen wollte. Sollte das der Fall sein, so bittet die Polizei den Autofahrer, sich zu melden, um den Sachverhalt aufzuklären. Ebenso soll sich die unbekannte Radfahrerin melden, die den Jungen nach Hause begleitet hat. Auch weitere Zeugen, die zur Aufklärung des Sachverhalts beitragen können, werden gebeten, sich über die Rufnummer 05251 306-0 zu melden.
In einem weiteren Sachverhalt, der sich am Mittwoch, 20.09.2023, gegen 07.30 Uhr, an den Bushaltestellen der neuen Zentralen Busstation am Westerntor ereignete, hat die Kripo heute mit dem betroffenen 13-jährigen Jungen gesprochen. Dieser war dort von einem älteren Mann angesprochen und umarmt worden. Der Junge war daraufhin in seinen Schulbus eingestiegen und hatte beobachtet, dass der Mann weitere Kinder ansprach. Andere Hinweise oder Anzeigen von Kindern aus dem Bereich Westerntor liegen der Polizei bislang nicht vor. Der 13-Jährige beschrieb den Senioren als eher verwirrt. Ein strafrechtlicher Hintergrund wird hier nicht gesehen.
Eine weitere Meldungen über einen verdächtigen Mann, kommt aus der Paderborner Stadtheide. Auch hier haben sich keine konkreten Hinweise auf kriminelle Absichten ergeben.
Dass derartige Meldungen bei Eltern Ängste und Sorgen erzeugen, ist verständlich. Die Polizei nimmt jeden Hinweis sehr ernst und leitet bei verdächtigen Beobachtungen immer Ermittlungen ein. Gleichzeitig ist es wichtig, besonnen damit umzugehen. Eine schnee-ballartige Verbreitung ungeprüfter Meldungen über die sozialen Medien führt ausschließlich zu Panik, aber nicht zur Klärung der Sachverhalte. In vielen Fällen lassen sich die Verdachtsmomente hingegen schnell aufklären. Das haben ähnliche Vorfälle in der Vergangenheit gezeigt. Oftmals hilft es, sich zunächst bei der Polizei oder der Schule zu erkundigen, ob akute Gefahren bestehen.
Aus der polizeilichen Erfahrung besteht für aufgeklärte, informierte und selbstbewusste Kinder grundsätzlich ein geringeres Opferrisiko. Vorbeugend sind alle Eltern gut beraten, folgende Empfehlungen zu beachten:
• Üben Sie mit Ihrem Kind, wie es sich in bedrohlichen Situationen
verhalten soll, damit es im Notfall richtig reagieren kann. So sollte
es sich nicht scheuen, andere Erwachsene anzusprechen, um Hilfe zu
bitten oder auch laut um Hilfe zu schreien. Das sollte geübt werden.
• Kinder sollen im Alltag Respekt erfahren. Nehmen Sie sich täglich
Zeit, um mit Ihrem Kind über seine Erlebnisse und Sorgen zu sprechen.
Vermitteln Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass es Ihnen alle Erlebnisse
erzählen kann, die ihm "komisch" vorgekommen sind oder vor denen es
sich ängstigt.
• Wenn Ihr Kind einmal gegen abgesprochene Regeln im
Umgang mit Fremden verstoßen hat, schimpfen Sie nicht in panischer
Aufregung mit ihm, sondern gehen Sie mit ihm die getroffenen
Absprachen erneut ruhig durch. Ein verängstigtes Kind wird sich in
einem Wiederholungsfall nicht mehr an Sie wenden, wenn es mit einer
erregten Reaktion konfrontiert wird und ggfls. auch noch Vorwürfe
erntet.
• Schauen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind nach
"Rettungsinseln" für den Schulweg um: ein Geschäft, in dem es die
Kassiererin ansprechen kann, eine Straße, auf der sich viele Menschen
bewegen, oder ein Haus, wo es klingeln kann. Polizeiliche Erfahrungen
zeigen, dass ein Täter sein Vorhaben aufgibt, wenn ein Kind sich z.B.
durch Klingeln an einem Haus Hilfe holt.
Weitere Tipps und Hinweise hat die Polizei im Flyer "Verdächtiges Ansprechen von Kindern" zusammengefasst, der über folgenden Link als Download zur Verfügung steht:
Beratungen bekommen Eltern zudem beim Kriminalkommissariat Kriminalprävention/ Opferschutz der Polizei. Das ist telefonisch über die 05251 306-3900 oder per Mail an kriminalitaetsvorbeugung.paderborn.@polizei.nrw.de erreichbar.