Appell zum bewussten Umgang mit Wasser

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Kreis Paderborn (ho). "Wasser ist ein hohes Gut", stellte Dipl.-Ing. Michael Bernemann, technischer Leiter der Wasserwerke Paderborn GmbH, jüngst aus aktuellem Anlass heraus. "Aufgrund des Klimawandels und der geringeren Niederschläge insbesondere im Jahr 2018 sind die Wasserversorger der Städte und Gemeinden im Kreis Paderborn deshalb in die Offensive gegangen und weisen mit einer gezielten Kampagne auf die lebenswichtige Bedeutung des Trinkwassers hin." Den Bürgern solle veranschaulicht werden, dass die Leistungen der Wasserversorgung aufgrund des Klimawandels eine große Herausforderung sind.

Über Hintergrund und Inhalte der Kampagne informiert Bernemann in dem folgenden Interview.

? Mal ganz provokant gefragt: Muss man nach einem heißen Sommer wie 2018 in unseren Breiten schon befürchten, demnächst auf dem Trockenen zu sitzen? Welche Folgen hat diese Entwicklung denn nun für das Grundwasser?

Bernemann Die Niederschläge, und zwar insbesondere die der Winterm?onate, korrespondieren direkt mit der Grundwasserneubildung. Kommt es also zu Niederschlagsdefiziten, wie wir sie jetzt schon seit mehr als zehn Jahren erleben, wird auch weniger Grundwasser gebildet. Drei aufeinanderfolgende niederschlagsärmere Jahre stellen noch kein Problem dar, doch wenn der Regen länger ausbleibt, muss man sich Gedanken darum machen, wie die Trinkwasserversorgung weiter sichergestellt werden kann. So haben die Wasserwerke Paderborn in den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen umgesetzt und beispielsweise einen alten Brunnen reaktiviert, eine Verbundleitung von einem Hochbehälter zu zwei Paderborner Stadtteilen verlegt, einen neuen Tiefbrunnen in Betrieb genommen und ein umfassendes Wasserverlustmonitoring eingeführt. Da die geringen Niederschlagsmengen für uns aber sehr wahrscheinlich ein Zukunftsthema bleiben werden, wird die Veränderung des Abnahmeverhaltens der Verbraucher an Bedeutung gewinnen. Und an diesem Punkt setzt unsere Trinkwasserkampagne „Unser Wasser – auch für die Zukunft!?“ an. Mit ihr wollen wir bei den Menschen in den Städten und Gemeinden des Kreises Paderborn ein stärkeres Bewusstsein für unser Lebensmittel Nummer 1 wecken und sie dafür sensibilisieren, verantwortungsvoller mit dem Trinkwasser umzugehen. Denn schon der schottische Philosoph Adam Smith, der im 18. Jahrhundert gelebt hat, stellte fest, wie gering die Wertschätzung des zum Überleben so notwendigen Wassers ist. Es kostet nur wenige Cent, während man horrende Summen für einen Diamanten bezahlt, der dagegen ja nur einen geringen elementaren Nutzen hat.

? Wer beteiligt sich an der Trinkwasserkampagne, und wie wird sie mit Inhalt gefüllt?

Bernemann Die Kampagne, die sich über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren erstrecken soll, wird von allen zehn Wasserversorgern im Kreis Paderborn getragen. In einem ersten Schritt machen wir im Spätsommer 2019 mit Großflächenplakaten in allen beteiligten Städten auf die Trinkwasserkampagne aufmerksam. Als durchgängiges Motiv zeigen sie einen eleganten Wasserhahn, aus dem klares Wasser in ein Glas sprudelt. Dazu gibt es verschiedenen Headlines wie etwa „Frisch gezapft in deiner Küche. Nutze es bewusst“ und „Direkt aus deiner Leitung. Wertschätze es“. Danach ist eine Vielzahl von Aktionen geplant, bei denen wir in direkten Dialog mit unseren Kunden, den Verbrauchern, treten. Angedacht sind etwa ein Lauf, bei dem man 125 Liter Wasser – das ist der aktuelle durchschnittliche Wasserbedarf pro Person und Tag in Deutschland – auf dem Kopf transportieren muss. Oder wir zeigen einmal im Internet, was es bedeutet, einen ganzen Tag ohne Wasser aus dem Wasserhahn zu verbringen. Um schon die jüngsten Verbraucher für den verantwortungsvollen Umgang mit dem Trinkwasser zu sensibilisieren, werden Kontakte zu Schulen geknüpft. Und wir werden viele Möglichkeiten nutzen, um ganz konkrete Anregungen und Tipps zu geben, wie man sparsamer mit dem Wasser umgehen kann. Wobei auch dem bestgemeinten Sparwillen Grenzen gesetzt sind: Denn die Leitungen müssen weiterhin ausreichend durchströmt werden, damit sich in dem überwiegend ungechlorten Wasser keine Keim?e bilden können. Allerdings kann ich die Verbraucher beruhigen. Bei einer mittleren Verweildauer des Wassers von etwa einem Tag besteht zurzeit kein Anlass zur Sorge.

? Sie nannten bereits den durchschnittlichen Wasserbedarf von 125 Litern pro Person und Tag. Ist dieser Wert in den vergangenen Jahren gestiegen?

Bernemann Nein, ganz im Gegenteil! Seit 1990 ist der Wassergebrauch zurückgegangen. Das liegt aber weniger an dem Gebrauchsverhalten als am technischen Fortschritt. Denn Haushaltsgeräte wie Spül- und Waschmaschinen kommen mit deutlich weniger Wasser aus als noch vor 30 Jahren, und die meisten WC-Spülkästen haben inzwischen eine Spülstopptaste.

? Wo wird denn das meiste Wasser gebraucht, und wo lässt sich Wasser sparen?

Bernemann Mit 38 Litern fällt der höchste Wassergebrauch beim Baden beziehungsweise Duschen an, gefolgt von der Toilettenspülung mit 34 Litern. In diesem Bereich zu sparen, ist wenig sinnvoll. Ich rate aber dazu, regelmäßig einen Blick auf den Wasserzähler zu werfen. Wenn er sich bewegt, obwohl gerade kein Wasser läuft, befindet sich in der Leitung eine undichte Stelle, die behoben werden sollte. Vor allem in heißen Sommern erweisen sich die Gartenbewässerung als problematisch. Hier besteht durch den Einsatz von wärmeresistenten Pflanzen sowie durch die richtigen Bewässerungszeiten und -arten ein Einsparpotenzial. 

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Michael Bernemann, technischer Leiter der Wasserwerke Paderborn GmbH.
Michael Bernemann, technischer Leiter der Wasserwerke Paderborn GmbH: "Mit unserer Trinkwasserkampagne wollen wir bei den Menschen in den Städten und Gemeinden des Kreises Paderborn ein stärkeres Bewusstsein für unser Lebensmittel Nummer 1 wecken."