Vortrag: Spuren einer Mordnacht

Erstellt von Michaela Pitz

Kreis Paderborn (krpb). Archäologie hat viel mit Kriminologie gemeinsam: Spuren, auf die die Archäologen stoßen, können dazu beitragen, Verbrechen aufzuklären, die viele Hundert, manchmal sogar tausend Jahre zurückliegen. Im Langenbachtal bei Warstein liegt der Tatort nahezu 77 Jahre zurück. Zwischen dem 21. und 23. März 1945, kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges, verübte die "Division zur Vergeltung" sogenannte Kriegsendphaseverbrechen: An drei Orten wurden insgesamt 208 polnische und russische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, darunter auch viele Frauen und Kinder ermordet, ihre Leichen vor Ort verscharrt.

Forscher des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) begaben sich auf Spurensuche, um dieses furchtbare Massaker zu rekonstruieren.

Am Freitag, den 3. März berichten Dr. Marcus Weidner vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte und Dr. Manuel Zeiler von der LWL-Archäologie im Kreismuseum Wewelsburg über ihre Forschungergebnisse, die zeigen, dass diese Funde nicht nur von den letzten Stunden im Leben der Ermordeten zeugen, sondern auch Aufschlüsse über den Ablauf der grausamen Taten geben. Beginn ist um 19 Uhr im Burgsaal der Wewelsburg, der Eintritt ist frei.

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges waren die Alliierten auf allen Fronten im Vormarsch. Sie trieben die geschlagene Wehrmacht immer weiter vor sich her. Im Rahmen der Rückzugsbewegungen wurden Tausende von Zwangsarbeitern ins Reichsinnere verschleppt. Im März sind bei Warstein Tausende dieser Menschen gestrandet. Niemand wusste, wohin mit ihnen. Hans Kammler, SS-Obergruppenführer, General der Waffen-SS, stationiert bei Suttrop (bei Warstein), ordnete an drei Stellen im Arnsberger Wald die Erschießung von 208 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter an. Bei Eversberg erschoss und verscharrte das Exekutionskommando auf einer Wiese 80 Opfer. Im Langenbachtal bei Warstein wurden weitere 71 Menschen umgebracht. In der Waldgemarkung "Im Stein" bei Suttrop erschoss ein Kommando 57 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Die Opfer ruhen heute in anonymen Gräbern auf dem Friedhof Fulmecke in Meschede.

Obwohl das Verbrechen seit 1945 bekannt ist, beschäftigt sich die historische Forschung erst seit wenigen Jahren eingehend mit dem Massaker. Das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster erforscht zurzeit die Hintergründe und das Ereignis sowie die justizielle Aufarbeitung und das Gedenken an diesen Massenmord. Die LWL-Archäologie für Westfalen hat in Zusammenarbeit mit dem Institut die drei Erschießungsorte samt Friedhöfe archäologisch untersucht. Dabei wurden zahlreiche Funde - Täterwerkzeuge ebenso wie Habseligkeiten der Opfer - geborgen und Informationen gewonnen, die zu einem besseren Verständnis der Ereignisse beitragen. In einem Fall belegen ausgegrabene Damenschuhpaare zusammen mit Kunststoffperlen und Schmuck, dass viele Frauen unter den Opfern waren.

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt und aktuell ist ein offizieller 2G-Nachweis ab 18 Jahren Voraussetzung für die Teilnahme. Der Nachweis ist nur in Verbindung mit einem Ausweisdokument (z.B. Personalausweis) gültig.

Eventuelle Änderungen bzgl. der NRW-Corona-Vorgaben stehen immer tagesaktuell auf www.wewelsburg.de

 

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Vortrag: Spuren einer Mordnacht
"Kriegsendphaseverbrechen im Warsteiner Raum 1945 - Geschichte und Archäologie", Dr. Marcus Weidner und Dr. Manuel Zeiler referieren am Freitag, 3. März um 19 Uhr im Burgsaal der Wewelsburg Foto Manuel Zeiler/LWL-Archäologie für Westfalen