Klamer begeisterte mit Karpaten-Wanderung
Detmold (cv). Viel Applaus spendeten die rund 130 Personen Gerald Klamer in der Aula des Grabbe-Gymnasiums für seine Multivision „Durch das wilde Herz der Karpaten“. Offenbar hat sich die „Waldbegeisterung“ des Försters und „Waldwanderers“ auf das Publikum übertragen.
Gerald Klamer wurde 2021 öffentlich bekannt, als er seinen Job als Forstbeamter nach 25 Jahren aufgab, um 6.000 Kilometer durch deutsche Wälder zu wandern und so auf die prekäre Situation des Waldes aufmerksam zu machen. Aus dem gleichen Motiv wanderte er 2022 durch die Karpaten. Die Karpaten - das neben den Alpen größte Gebirgssystem Europas – erstrecken sich über acht osteuropäische Länder.
Im März 2022 bricht Klamer in der Großen Fatra in der Slowakei auf, zieht bald weiter durch die polnischen und die rumänischen Karpaten. Jeweils ging es ihm hier um die alten Wälder und Urwälder, insbesondere die UNESCO-Weltnaturerbestätten „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder“.
Viele Waldtypen in vielen geographischen Varianten begegnen in seiner Dokumentation. In Rumäniens höchsten Bergen, dem Fagaras-Gebirge, besuchte er völlig abgeschiedene Urwaldtäler, die Lebensraum für viele geschützte Arten bieten, darunter Bären, Luchse, Wölfe, Auerhähne, Eulen, Spechte und Totholz bewohnende Käfer wie der Alpenbock. Zur reichen Tier- und Pflanzenwelt im Nationalpark Domogled-Valea Cernei gehören allein 1.463 Schmetterlingsarten.
Die Tannen und Buchen im Welterbe Codrul Secular Sinca im Taga-Gebirge sind zum Teil über 60 Meter hoch und bis zu 500 Jahre alt. Klamer berichtete von üppigen Schluchtwäldern in Strimbu Baiut, vom Sturz im Criva-Tal, von Angriffen durch Hirtenhunde und Begegnungen mit Wolf und Braunbär. Das Publikum so schien es, war bei dem Vortrag von der Harmonie und Schönheit, die sich in den Bildern gesunder Tiere und Pflanzen in unberührter Natur zeigten, sehr beeindruckt zu sein.
Das Finale der Tour im Juli 2022 ist das Welterbe Cheile Nerei Beusnita, mit natürlicher Dynamik und ungestörter Evolution. Über 300 Jahre alte Buchen, imposante Tannen und Eiben, Orchideenreichtum. Klamer beschreibt einen fast dschungelartigen Laubwald mit Zikadengesang.
Ein Highlight der Bilderschau ist das Foto des überirdisch blau schimmernden Quelltopfs der Beu, wie ein Symbol für den Schatz-Status dieses Urwalds.
Durchaus vielen Menschen ist Klamer in den Karpaten begegnet. Einsiedlern sowie Urwaldforschern und Aktivisten, die für den Schutz der Urwälder arbeiten wie Gabriel Paun von der Umweltorganisation „Agent Green“ oder Mitgliedern von Wild Europe.
Immer wieder entdeckte Waldwanderer Klamer frische Holzeinschläge und Kahlschläge selbst in Nationalparks – und wird Zeuge illegaler Abholzungen. Konkret verschwinden zurzeit etwa die Urwälder im Fagaras-Gebirge und im Arpasul-Tal. Die Abholzung treiben internationale Holzkonzerne und eine Holz-Mafiaorganisation voran, berichtet er. Die Lösung sehen Naturschutz-Aktivisten in einem länderübergreifenden Schutzplan auf EU-Ebene; dies ist noch Thema im Gespräch mit dem Publikum. Stephan Culemann und Claudia Viotto vom BUND Lippe dankten Gerald Klamer im Namen ihres Vereins und der VHS Detmold-Lemgo.
Das Buch zum Vortrag erscheint im Februar 2024. Im Rahmenprogramm präsentierten sich Gruppen wie der „Förderverein Nationalparkfreunde OWL“. Fürs leibliche Wohl sorgten die „Marktschwärmerei“ des Biohof Brinkmann, die Manufaktur „Herz und Honig“ sowie das „Aktionsbündnis Schützt Mensch und Tier im Detmolder Westen e.V.“