NRW: Arbeitslosigkeit sinkt

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NRW (pm). In Nordrhein-Westfalen zeigte sich der Arbeitsmarkt im September trotz rückläufiger Erwartungen der Wirtschaft robust. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen sank im Vergleich zum Vormonat um 12.150 Personen oder 1,8 Prozent auf 681.795 Arbeitslose. Das waren 6.857 arbeitslos gemeldete Menschen oder 1,0 Prozent weniger als vor zwölf Monaten. Die Arbeitslosigkeit lag damit auf dem drittniedrigsten Stand in einem September seit 1992. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent.

 

„Die Arbeitslosigkeit ist in NRW wie für den September üblich gesunken“, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Wir sprechen von einer robusten Entwicklung. Der Arbeitsmarkt hat sich saisontypisch entwickelt, doch nicht ganz so dynamisch, wie wir es im ersten Monat der Herbstbelebung gewohnt sind. Die dämpfenden Faktoren liegen auf der Hand: Der Ukraine-Krieg, die steigende Energie- und Rohstoffpreise, dazu die Materialengpässe, die zum Teil noch immer auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückgehen sowie in Teilen auch die hohe Inflation, die zum Beispiel die Erwartungen im Handel zurückgehen lässt.“

So seien derzeit rund 40.500 ukrainische Geflüchtete in NRW arbeitslos gemeldet. „Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen steigt durch die statistische Erfassung der vor dem russischen Überfall auf die Ukraine geflüchteten Menschen zunächst einmal“, sagte Withake. „Viele werden auch nicht ohne Weiteres zurückkehren können. Ihr Übergang in Beschäftigung wird Schritt für Schritt erfolgen. Entsprechend wird die seit Sommer registrierte Arbeitslosigkeit ukrainischer Geflüchteter wieder schrittweise zurückgehen.“ Diese Menschen seien oft gut qualifiziert: „Am Arbeitsmarkt werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit guten Qualifikationen gesucht. Wir sprechen von einem aufnahmefähigen Arbeitsmarkt in NRW, auf dem die Beschäftigungschancen für Ukrainerinnen und Ukrainer prinzipiell gut sind.“ Wichtig für die Arbeitsmarktintegration sei vor allem das Erlernen der deutschen Sprache und in vielen Fällen zum Beispiel auch die Unterstützung bei der Kinderbetreuung: „Die Jobcenter vermitteln und beraten die Kundinnen und Kunden individuell zum Arbeitsmarkt, zu möglichen Qualifizierungen, unterstützen sie beim Spracherwerb, der Arbeitsaufnahme und natürlich auch bei Fragen der Kinderbetreuung.“

Withake sieht zwei Gründe für diese Zurückhaltung bei Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern: „Einerseits warten Unternehmerinnen und Unternehmer derzeit die weitere Entwicklung zum Beispiel der Folgen steigender Energiepreise ab, bevor sie am Arbeitsmarkt aktiv werden. Vor allem im Handel und im verarbeitenden Gewerbe sind die Neumeldungen offener Stellen im September zurückgegangen. Wir sehen hier den Einfluss der steigenden Energiekosten sowie der hohen Inflation.“ Andererseits, sagte der Arbeitsmarktexperte, sei der Arbeitsmarkt aber weiterhin auch durch Personalengpässe in vielen Bereichen geprägt. Zu nennen seien die Pflege, die Erziehung, das Handwerk oder die IT-Branche – um nur einige Bereiche zu nennen. Aktuell sind in NRW 174.887 Stellen als zu besetzen gemeldet: „Das ist einer der höchsten Werte in einem September, die wir je in unserem Bundesland hatten. Unternehmen, die Stellen schon länger nicht besetzen können, melden daher auch eher keine weiteren Stellen.“

Der Arbeitsmarktexperte geht davon aus, dass der Arbeitsmarkt in NRW sich trotz der sinkenden Geschäftserwartungen der Unternehmen weiterhin robust zeigen wird: „Die Unternehmen werden ihre qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu halten versuchen, auch wenn es vorübergehend geschäftlich nicht gut laufen sollte.“

Eine Herausforderung sehe er für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, deren Qualifikationen nicht ganz den Ansprüchen vieler offener Stellen entspreche. Im September richteten sich 76,6 Prozent der ausgeschriebenen offenen Stellen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit mindestens einer dualen Berufsausbildung, während 56,4 Prozent der arbeitslos gemeldeten Menschen nicht über eine aktuelle Ausbildung verfügen: "Gleichzeitig liegen in diesen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aber auch die größten Potentiale für einen Arbeitsmarkt, der Fachkräfte sucht“, sagte Withake. Worauf es ankomme sei, die Menschen zu fördern, etwa durch Qualifizierungen und Weiterbildungen: "Die Qualifizierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sehe ich als zentralen Schlüssel für den Arbeitsmarkt der nahen Zukunft.

Der Arbeitsmarkt hat sich in seit der Finanzkrise teilweise von der konjunkturellen Entwicklung abgekoppelt. Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen. Das kann die konjunkturellen Herausforderungen auch noch einmal verstärken. Umso mehr ist es jetzt unsere Aufgabe als Partnerinnen und Partner am Arbeitsmarkt, Möglichkeiten zu Beratungen und Qualifizierung zu verbessern und weiter auszubauen.“

 

 

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Torsten Withake: Der Arbeitsmarkt hat sich saisontypisch entwickelt, doch nicht ganz so dynamisch, wie wir es im ersten Monat der Herbstbelebung gewohnt sind.