Ausbildung: gute Aussichten für Jugendliche

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NRW (pm). Der Ausbildungsmarkt in NRW wird immer deutlicher zum Bewerberinnen- und Bewerber-Markt. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen bleibt stabil, die Zahl der Jugendlichen, auf der Suche nach einer dualen Ausbildung, geht noch einmal zurück. Während bereits im vergangenen Jahr die Ausbildungsstellen wieder das Niveau der Zeit vor Corona erreicht hatten, zeigt sich bei den Bewerberinnen und Bewerbern, dass die Nachwirkungen der Pandemie und rückläufige Schülerzahlen den Ausbildungsmarkt spürbar verändern.

So meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber von Oktober bis März 90.701 Ausbildungsstellen und damit annähernd so viele wie im selben Zeitraum vor einem Jahr. Nicht nachziehen konnte die Zahl der jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung interessieren. Bis Ende März hatten sich 75.770 Bewerberinnen und Bewerber und damit noch einmal 4,0 Prozent weniger als vor einem Jahr gemeldet.

"Es ist erfreulich, dass sich der Ausbildungsmarkt in NRW nach einem deutlichen Knick während der Corona-Pandemie auf der Stellenseite wieder dauerhaft stabilisiert. Gleichzeitig setzt sich aber der Trend rückläufiger Bewerberinnen- und Bewerberzahlen der vergangenen Jahre fort. Für junge Menschen gibt es aktuell auf dem Ausbildungsmarkt so gute Chancen und Angebote wie schon seit langem nicht mehr“, so Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, anlässlich der Halbjahresbilanz am Ausbildungsmarkt.

War die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen in der Corona-Pandemie noch deutlich rückläufig, liegen die Stellenangebote nun im zweiten Jahr in Folge mit 90.701 wieder annähernd auf dem alten Niveau. Im März des vergangenen Jahres waren landesweit nur 0,4 Prozent (382) Ausbildungsstellen mehr gemeldet.

„Die Bereitschaft der Unternehmen, Jugendliche auszubilden und ihnen Rüstzeug für den Beruf mitzugeben, ist hoch. Die Unternehmen in NRW investieren trotz wirtschaftlich unsicherer Zeiten in die Ausbildung eigener Fachkräfte, weil dies eine der wichtigsten Investitionen in die Zukunft ist und Fachkräfte immer mehr zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden“, so Roland Schüßler.

Eine ähnliche Erholung wie auf der Seite der Ausbildungsstellen zeichnet sich allerdings bei der Zahl der Bewerberinnen und Bewerbern nicht ab. Hier zeigen sich noch deutlich die Auswirkungen der vergangenen Jahre. Während sich die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen stabilisiert hat, liegt die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die aktuell eine Ausbildung anstreben, weiterhin im Minus. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der jungen Menschen noch einmal um 3.161 Personen oder 4,0 Prozent auf nun 75.770 gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber.

Das hat laut Schüßler vor allem zwei Gründen, die aktuell den Ausbildungsmarkt kennzeichnen: „Zum einen gibt es derzeit eine Delle bei den Schulabgängerzahlen. So liegt die Prognose der Schülerinnen und Schüler, die voraussichtlich in diesem Jahr die Schule verlassen, um rund acht Prozent oder 35.000 Personen niedriger als noch vor fünf Jahren. Und diese jungen Menschen fehlen auf dem Ausbildungsmarkt“, erläutert Schüßler. „Gleichzeitig spüren wir sehr deutlich die Langzeitnachwirkung der Corona-Pandemie auf dem Ausbildungsmarkt. Während der Pandemie war es deutlich schwieriger, junge Menschen bei ihrer Berufswahl zu unterstützen. Berufsorientierung in den Schulen konnte kaum oder alternativ nur online stattfinden. Auch die Möglichkeiten, Praktika in Betrieben und Unternehmen zu machen, war deutlich eingeschränkt. Gleichzeitig waren viele Jugendliche und Eltern verunsichert durch rückläufige Ausbildungsangebote während der Pandemie. Die Folgen spüren wir noch heute: Wenn wir auf die Bewerberinnen und Bewerber um eine Ausbildungsstelle schauen, fehlen uns vor allem die jungen Menschen, die im vergangenen Jahr oder früher die Schule beendet haben. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr die Schule verlassen werden und sich auf einen Ausbildungsplatz beworben haben, liegt hingegen wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie“, erläutert der Experte die Situation.

Die Ausgangssituation auf dem Ausbildungsmarkt ist für viele Jugendliche in NRW also so gut wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. In 34 der 53 der Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen sind bei den Agenturen für Arbeit mehr Ausbildungsstellen gemeldet als Bewerberinnen und Bewerber auf der Suche nach einer Ausbildung. Rein rechnerisch stehen in NRW 100 Bewerber/innen 120 Ausbildungsangebote gegenüber.  Die Relation war zuletzt Anfang der 90er Jahre so günstig für die Jugendlichen. Für Unternehmen bedeutet dies eine zunehmende Herausforderung, Ausbildungsstellen zu besetzen.

„Wichtig ist es jetzt, die Jugendlichen und die Ausbildungsstellen erfolgreich zusammenzubringen. Der Schlüssel dazu ist gute Beratung und Berufsorientierung“, so Roland Schüßler. „Für die Jugendlichen ist es sehr positiv, dass es viele gute Ausbildungsangebote gibt, auf die sie sich bewerben können. Wir müssen sie aber mit Informationen und einer guten Beratung dabei unterstützen, für sich auch die richtige Wahl zu treffen. Der Ausbildungsmarkt ist nach wie vor die tragende Säule der Arbeits- und Fachkräftesicherung in NRW. Viele junge Menschen konnten sich in den vergangenen zwei Jahren nicht ausreichend über ihre Möglichkeiten, wie auch Talente und Interessen orientieren. Für viele ist das persönliche Erleben von Arbeits- und Berufswelt etwa durch ein Praktikum zu kurz gekommen. Ich würde mich freuen, wenn es uns gelingt, diesen jungen Menschen Angebote zu machen, das unverschuldet Versäumte nachzuholen.“

Jugendlichen rät der Ausbildungsmarktexperte, ihre Berufsberatung in der Agentur für Arbeit oder im Jobcenter anzusprechen. Jede und Jeder werde nach Kräften unterstützt, hinzu kämen die örtlichen Netzwerke, die die Berufsberatungen unterhalten:

„Die Berufsberaterinnen und Berufsberater kennen sich bestens aus und beraten zum Beispiel auch, wenn man erst einmal eine Praktikumsstelle sucht. Sie helfen dabei, individuelle Kompetenzen und Interessen auszuloten und das passende Angebot, vielleicht ja auch schon die richtige Ausbildungsstelle zu finden. Denn das steht sicher fest: Die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz waren selten so gut wie heute!“

Der Ausbildungsmarkt im März 2023 in Zahlen

Ende März ziehen die Agenturen für Arbeit ihre Halbjahresbilanz für das Vermittlungsjahr am Ausbildungsmarkt. Das Vermittlungsjahr beginnt im Oktober – aktuell lag der Start also im Oktober 2022 – und endet mit dem Start der betrieblichen Ausbildungsgänge im folgenden September – in diesem Jahr also der September 2023.

Bis in den März 2023 meldeten in der ersten Hälfte des Vermittlungsjahres 2022/2023 Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit 90.701 duale Berufsausbildungsstellen. Das waren 0,4 Prozent oder 382 Stellen weniger als vor einem Jahr.

Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber hat sich hingegen weiter verringert und sank im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich. Im aktuellen Vermittlungsjahr meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW 75.770 junge Menschen mit dem Ziel, eine Berufsausbildung zu beginnen. Das waren 3.161 Jugendliche oder 4,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Damit kamen landesweit auf 100 Bewerberinnen und Bewerbern rechnerisch 120 Ausbildungsstellen. Im vergangenen Jahr waren es noch zum selben Zeitpunkt nur 115. Umgekehrt bedeutet das, dass auf 100 Ausbildungsstellen in diesem Jahr 84 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber kommen. Vor zwei Jahren war das Verhältnis noch annähernd ausgeglichen und lag bei 100 Stellen auf 97 junge Menschen. Die sich seit Jahren andeutende Umkehr vom Stellen- zum Bewerbermarkt gewinnt damit von Jahr zu Jahr weiter an Kontur.

Ende März galten 61.568 Ausbildungsplätze noch als unbesetzt. Das waren 1.895 oder 3,2 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Im Vergleich zum Vorjahr nahm auch die Zahl der unversorgten jungen Menschen ab. 41.950 junge Menschen suchten im März noch ihren Ausbildungsplatz. Rechnerisch kamen demnach auf hundert unversorgte Bewerberinnen und Bewerber landesweit 146 unbesetzte Stellen.

Allerdings sind in dieser Rechnung junge Menschen mit einer Alternative, etwa dem weiteren Besuch einer Schule oder dem Beginn eines sozialen Jahres, nicht berücksichtigt.

Die Zahl dieser Jugendlichen mit Alternative, deren erste Priorität aber nach wie vor eine Ausbildung ist, sank im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent oder 642 junge Menschen auf 8.666 Bewerberinnen und Bewerber. Zusammen beträgt also die Zahl der jungen Erwachsenen, die im März noch eine Ausbildungsstelle suchten, 50.616 Personen.

Top 10 der beliebtesten Berufe bei Schülerinnen und Schülern

Der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei Bewerberinnen und Bewerbern ist im aktuellen Jahr die Kauffrau bzw. der Kaufmann für Büromanagement. Bis Ende März hatten sich 4.656 Bewerberinnen und Bewerber auf diesen Beruf als ihre erste Wahl beworben.

Auf Platz 2 der Favoriten der Schülerinnen und Schüler steht der Beruf der/des KFZ-Mechtronikerin/s

Top 10 der angebotenen Ausbildungsstellen

Unternehmen in NRW boten bis Ende März 5.836 Ausbildungsplätze für den Ausbildungsberuf zur/zum Einzelhandelskauffrau/mann. Auf Platz 2 folgt die Ausbildung zur/zum Verkäuferin, auf Platz 3 der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Die regionalen Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW bleiben trotz der landesweit einheitlichen Tendenz auch im aktuelle Vermittlungsjahr 2022/2023 gut sichtbar.

In allen Arbeitsmarktregionen sank die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr.

Im Ruhrgebiet fiel der Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern mit 7,2 Prozent am stärksten aus. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen hier 102 Ausbildungsstellen. Seit Anfang des Vermittlungsjahres im Oktober 2022 meldeten sich 21.812 Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit, 7,2 Prozent oder 1.687 Jugendliche weniger als vor einem Jahr. 12.068 junge Menschen galten Ende März noch als unversorgt. Gleichzeitig wurden im Ruhrgebiet 22.256 Stellen angeboten – das waren 501 oder 2,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. 15.255 Ausbildungsstellen waren zur Halbjahresbilanz noch unbesetzt.

Im Münsterland waren bis März 10.540 Stellen gemeldet worden, 743 oder 6,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Unbesetzt waren zum Stichtag davon noch 7.057. Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nahm um 4,7 Prozent oder 318 Personen auf 6.443 Interessierte an einer betrieblichen Ausbildung ab.  Das Verhältnis lag bei 164 Stellenangeboten auf 100 Bewerberinnen und Bewerber. Noch ohne Ausbildungsplatz waren Ende März 2.979 junge Menschen.

In Südwestfalen suchten im abgelaufenen Vermittlungsjahr 273 junge Menschen oder 4,7 Prozent weniger einen Ausbildungsplatz als im vergangenen Jahr. Insgesamt meldeten sich hier bis Ende März 5.536 junge Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit. 2.812 galten zur Halbjahresbilanz noch als unversorgt. Dem standen im 6.692 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind bislang im Vermittlungsjahres in Südwestfalen 9.992 Ausbildungsplätze gemeldet worden – 419 oder 4,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf hundert Bewerberinnen und Bewerber kommen hier bislang 180 Ausbildungsstellen.

In Ostwestfalen-Lippe gab es im Vergleich mit dem Vorjahr ein Plus bei den Ausbildungsplätzen. Seit Oktober 2022 sind hier 12.108 duale Ausbildungsstellen gemeldet worden – bislang 20 oder 0,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Unbesetzt davon waren Ende März noch 7.897. Dem standen 5.129 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt haben sich in Ostwestfalen 9.911 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das waren 478 oder 4,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Verhältnis aller Bewerberinnen und Bewerber zu gemeldeten Stellen betrug 122 Stellenangebote auf hundert Bewerberinnen und Bewerber.

Im Bergischen Land meldeten sich im Vergleich zum Vorjahr 227 Jugendliche oder 3,0 Prozent weniger bei den Arbeitsagenturen und damit insgesamt bis Ende März 7.313 junge Menschen. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 619 oder 8,6 Prozent auf nun 7.790 Stellen zu. Davon waren im März 5.346 unbesetzt. Dem standen 4.091 unversorgte Jugendliche gegenüber. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen im Bergischen Land 107 Ausbildungsstellen.

Die in absoluten Zahlen meisten Bewerberinnen und Bewerbern gibt es im Rheinland. Im Verlauf des Vermittlungsjahres meldeten sich bis jetzt 24.755 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 178 Personen oder 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Ende März galten noch 14.871 Jugendliche als unversorgt. Dem standen 19.321 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit dem Oktober 2022 im Rheinland 28.015 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 0,7 Prozent oder 196 weniger als vor einem Jahr. Das Verhältnis Stellen zu Bewerberinnen und Bewerbern liegt bei 113 Stellen auf hundert Jugendliche.

Quelle: Agentur für Arbeit »

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Roland Schüßler: Aktuell gibt es auf dem Ausbildungsmarkt so gute Chancen und Angebote wie schon seit langem nicht mehr.