Hilfe beim Start ins Berufsleben

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Kreis Paderborn (krpb). Ein großer Bahnhof für eine wichtige Sache: im Schützenhof in Paderborn traf sich kürzlich alles, was Rang und Namen und großen Einfluss auf die Zukunft junger Menschen hat. Um diese bei ihrem Übergang von der Schule in den Beruf bestmöglich zu unterstützen, arbeiten im Kreis Paderborn alle wichtigen Partner Hand in Hand.

Diese Zusammenarbeit besiegelten die Verantwortlichen aus Verwaltung, Handwerk, Landwirtschaft, Industrie und Handel, des Arbeitsmarktes und des Verbandes für freie Berufe sowie alle Schulleitungen der weiterführenden Schulen im Kreis Paderborn jetzt auch Schwarz auf Weiß und unterzeichneten die so genannte Verantwortungskettenvereinbarung. Diese verpflichtet die Akteure, ihren Fokus explizit auf jene Schülerinnen und Schüler zu legen, die kurz vor Ende ihrer Schulzeit noch keinen Ausbildungsvertrag oder keine Zusage für eine Ausbildung oder weiterführende Schule erhalten haben.

„Unsere Aufgabe ist es, diese jungen Menschen mitzunehmen, sie zu motivieren, zu stärken und Lösungsansätze anzubieten“, betont Landrat Christoph Rüther. „Ohne Perspektive entgleiten sie uns. Das müssen wir gemeinsam verhindern“, stellt Rüther den Kern der Zusammenarbeit heraus.

In der 8. Klasse setzen die Schulen bereits den Startpunkt für die Berufsorientierung und Begleitung. Der eigentliche Prozess der Verantwortungskette beginnt zwei Schuljahre später, im zweiten Schulhalbjahr der Jahrgangsstufe 10: Die Lehrkräfte in den Schulen erkennen, welche jungen Menschen sich in der beruflichen Zukunft verloren fühlen, ohne dass ihr Weg dorthin schon begonnen hat. Schulische Sprechstunden der Berufsberatung dienen dann als Instrument, Anschlussmöglichkeiten aufzuzeigen. „Wir sind ganz glücklich dass wir unsere engagierten Partnerinnen und Partner an den Schulen haben. Denn nur wenn die Verantwortungskette vor Ort gelebt wird, kann der Prozess gelingen“, so Münstermann. Wichtiger Akteur ist an dieser Stelle auch die Agentur für Arbeit, die als Lotse und Vermittler fungiert und gemäß individuellen Voraussetzungen der Jugendlichen mögliche Partner vom Arbeitsmarkt als Unterstützung ins Boot holt.

„Die Verantwortungskette endet aber nicht mit dem Ende der 10. Klasse und den Zeugnissen vor den Sommerferien“, erklärt Petra Münstermann, Sachgebietsleitung Übergang Schule Beruf im Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises Paderborn. „Die Beteiligten engagieren sich natürlich auch während der Sommerferien und darüber hinaus“, so Münstermann. Und das zum Beispiel mit Bewerbungstrainings, Bewerbungsmappenchecks, Berufemessen, durch die Unterstützung der Ausbildungsakquisiteure oder durch das Engagement von Auszubildenden, die als so genannte Ausbildungsbotschafterinnen und –botschafter fungieren.

Die Herausforderungen, die auf Jugendliche am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt einprasseln, kennt Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn, genau. Im Schützenhof berichtete der Fachmann unter anderem über den Wandel des Ausbildungsmarktes, Aspekte der Arbeitskräftesicherung und die Wichtigkeit von Netzwerkarbeit. „Bis zum Jahr 2030 erreichen deutlich mehr Personen das Renteneintrittsalter als junge Menschen das Alter zum Einstieg ins Erwerbsleben erlangen“, betonte Thiele. Damit sinke das Potential an Nachwuchskräften, was sich negativ auf die Fachkräftesituation auswirke. „DIE Lösung des Problems gibt es leider nicht. Aber mögliche, kleine Bausteine“, erklärt Thiele. Besonders gefordert seien natürlich die Betriebe. Hier gelte es, Prozesse und Organisation zu optimieren, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, Strategiekonzepte zur Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden zu erreichen und die Ausbildung als wichtigstes Instrument der Arbeitskräftesicherung zu fokussieren. „Wir müssen einfach optimistisch blieben und das Thema positiv anpacken“, so Thiele.

Einen direkten Blick in das Seelenleben der jungen Menschen wirft die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Katja Driesel-Lange von der Universität Münster im Rahmen ihrer täglichen Arbeit. Während Beteiligte und Akteure den Jugendlichen eine umfangreiche und wichtige Palette an Orientierungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen, mit denen sie ihre Berufswahl angehen können, ist der schwierigste und belastendste Schritt für die Schülerinnen und Schüler, daraus ihre ganz persönliche Entscheidung für die Zukunft zu treffen. Überforderung und Hilflosigkeit können die Folge sein. „Wir müssen bedenken, dass sich die Jugendlichen nicht alle am selben Punkt ihrer beruflichen Entwicklung befinden“, so die Referentin. „Die Jugendlichen starten gedanklich an unterschiedlichen Punkten, haben in ihrer Entwicklung ein unterschiedliches Tempo und unterschiedliche Bedarfe.“

Wichtig sei deshalb die individuelle Begleitung. Wer also seinen Weg schon genau im Kopf hat, sollte vorsichtshalber einen Plan B entwickeln. Wer sich nicht entscheiden kann, Kriterien zur Entscheidungsfindung festlegen. „Und wer noch keinen Plan hat, dem müssen wir helfen, einen solchen zu entwickeln. Und das immer mit stetiger Rückmeldung, Ermunterung und ohne Zwang“, so Driesel-Lange. „Wenn uns das gemeinsam gelingt, kann der Übergang von der Schule in den Beruf gelingen.“

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