Optimismus im Handwerk kehrt zurück

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Bielefeld (hk). Das ostwestfälisch-lippische Handwerk konnte sich im letzten Winterhalbjahr trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine in einem schwierigen Umfeld behaupten. Der befürchtete Einbruch der Handwerkskonjunktur ist ausgeblieben und das regionale Handwerk blickt wieder mit mehr Zuversicht auf den bevorstehenden Sommer.  

„Materialengpässe und Preissteigerungen, Energiewende, dazu ein hoher Fachkräftebedarf – die Wirtschaft steht vor vielen Herausforderungen“, erklärte Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage im Campus Handwerk in Bielefeld. Einmal mehr zeige sich, dass das Handwerk mit Krisen umgehen könne, betonte der Kammerpräsident. Von den mehr als 1.100 Betrieben, die an der Umfrage teilgenommen haben, geben 49 Prozent ihre aktuelle Geschäftslage als gut an, 40 Prozent sind zufrieden, nur 10 Prozent vermelden eine schlechte Geschäftslage.

Weniger optimistisch stellt sich die aktuelle Situation vor allem bei vielen Betrieben im Bauhauptgewerbe dar. Während sich zwar die Erwartungen gegenüber dem Frühjahr leicht verbessern, schwächt sich die Lagebewertung weiter ab und erreicht damit seinen schwächsten Wert innerhalb der letzten Jahre.

„Gestiegene Zinsen, hohe Kosten sowie Lieferschwierigkeiten und Engpässe bei Rohstoffen und Materialien stellen besonders das Bauhauptgewerbe derzeit vor Herausforderungen“, erklärte Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL. Ein Drittel der teilnehmenden Betriebe berichtet demnach, dass ihre Auftragslage gesunken sei. „Hier ist die Politik dringend gefordert, staatliche Projekte umzusetzen, die Wohnungsbauziele konsequenter zu verfolgen und die Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur zielstrebig voranzutreiben“, betonte der Hauptgeschäftsführer. Etwas optimistischer beurteilen die Betriebe des Ausbaugewerbes die Lage, die davon profitieren, dass Energieeffizienzmaßnahmen zur Umsetzung der ökologischen Transformation besonders im Auftrieb sind. „Diese Nachfrage sorgt beim Ausbaugewerbe für eine Sonderkonjunktur“, erklärte Prager.

Eine grundsätzlich positive Entwicklung ist auch beim Kfz-Gewerbe, dem Lebensmittelgewerbe, den Gesundheitshandwerken sowie den Gewerken für den persönlichen Bedarf erkennbar. „Insbesondere das Geschäftsklima im Lebensmittelgewerbe konnte sich vom Krisenschock erholen“, erklärte Prager. Gegenüber dem Herbst habe die Zahl der Betriebe mit schlechter Geschäftslage und negativen Erwartungen deutlich abgenommen. „Dennoch bleiben hohe Energie- und Produktionskosten weiterhin eine immense Herausforderung für diese Gewerbegruppe“, betonte der Hauptgeschäftsführer.  

Insgesamt liegt der Geschäftsklimaindex, der als konjunktureller Leitindikator die aktuelle Lagebewertung und Erwartungen von Unternehmen bündelt, bei 122 Punkten und ist damit im Vergleich zum Herbst mit 19 Punkten wieder deutlich gestiegen. „Die Aufhellung der Handwerkskonjunktur wird vor allem durch die optimistischeren Erwartungen gegenüber dem Herbst 2022 in allen Gewerken getragen“, betonte Prager. Das Investitionsklima hat sich aufgrund des ausgebliebenen Konjunktureinbruchs ebenfalls erholt und liegt bei 102 Punkten (Herbst: 89 Punkte). Die hohe Inflationsdynamik, die Zinswende und ein gesamtwirtschaftlich angespanntes Umfeld stellen jedoch weiterhin Hemmnisse für die Investitionsbereitschaft der Unternehmen dar.

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