Wege für Frauen in technischen Berufen

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Paderborn (ht). Frauen und Männern stehen Karrierewege in den technischen Berufen gleichermaßen offen. Wie aber gewinnen Unternehmen mehr Frauen für den technischen Bereich?

Zukunftsthemen rund um die Elektrifizierung und Digitalisierung sorgen in der Industrie für ein forderndes Umfeld. „In technischen Berufen zu arbeiten, ist im Übergang zu einer digitalen und nachhaltigen Wirtschaft spannend wie selten zuvor“, sagte Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn, bei einem Besuch des Aus- und Weiterbildungszentrums von Benteler in Paderborn.

Eine Karriere in den technischen Berufen steht Frauen und Männern in gleicher Weise offen, dennoch sind Frauen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Bei dem Termin lag der Fokus daher auf der Frage, wie es Arbeitgebern gelingen kann, mehr Frauen für technische Berufe zu rekrutieren. Für Benteler nahmen Ausbildungsleiter Dr. Fabian Fricke sowie Auszubildende und Umschülerinnen teil.

„Technische Berufe bieten spannende und sichere Karrierechancen – und diese Chancen stehen bei uns allen offen“, sagte Ausbildungsleiter Dr. Fabian Fricke für Benteler im Austausch mit teilnehmenden Medienvertreterinnen und Medienvertretern. „Unser Ziel ist es, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen für eine Ausbildung im technischen Bereich zu begeistern. Durch moderne Ausbildungsprogramme, individuelle Förderung und ein offenes Arbeitsumfeld schaffen wir die Basis für eine vielfältige und zukunftsorientierte Industrie“, so Fricke weiter.

In den technischen Ausbildungsberufen im Kreis Paderborn sind allerdings insgesamt nach wie vor weit mehr Männer als Frauen vertreten. Das zeigen aktuelle Daten zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Kreis. Der Anteil der Frauen in technischen Ausbildungsberufen beträgt demnach 11 Prozent; zu 89 Prozent Männer. Einbezogen sind dabei auch Ausbildungsberufe in Mechatronik, Maschinenbau und Elektrotechnik sowie Metallumformung.

Technische Berufe passen genauso gut zu Frauen wie zu Männern –  das sei allerdings nach wie vor unzureichend im Bewusstsein der Gesellschaft verankert. Dieses Bewusstsein müsse sich weiter wandeln, machten in ihren Ausführungen sowohl Heinz Thiele für die Agentur für Arbeit als auch Dr. Fabian Fricke für Benteler deutlich.

„Es gibt bei Talent, Potential und Fähigkeiten zwischen den Geschlechtern keinen Unterschied. Frauen vermögen die großen Zukunftsthemen der Industrie ebensogut wie Männer zu bewegen,“ sagte Heinz Thiele.
Noch immer finden sich in Teilen der Gesellschaft Klischees, die den Geschlechtern verschiedene Rollen zuweisen, sei es bewusst oder unbewusst. Diese bewirkten neben anderen Faktoren Ungleichheiten am Arbeitsmarkt. „Geschlechtsspezifischen Klischees muss in allen Bereichen der Erziehung weiter aktiv begegnet werden“, sagte Heinz Thiele. Für Benteler ergänzte Ausbildungsleiter Dr. Fabian Fricke: „Wir müssen junge Menschen früh ermutigen, ihren Interessen zu folgen – frei von überholten Rollenbildern. So schaffen wir mehr Möglichkeiten für alle und fördern Innovation durch Vielfalt“.

Ein Beispiel dafür, dass eine Karriere in technischen Berufen jedoch auch im zweiten Anlauf erfolgreich sein kann, ist Valentina. Valentina kam 1999 mit 24 Jahren aus Russland nach Deutschland, wo sie eine Familie mit heute vier Kindern gründete. Beruflich war sie in verschiedenen Bereichen tätig, unter anderem als Hauswirtschaftlerin, Produktionshelferin und zuletzt in der Montage von Zapfsäulen über eine Leiharbeitsfirma.

2024 entschied sie sich für eine technische Fachausbildung und begann eine Umschulung zur Maschinen- und Anlagenführerin bei BENTELER. Mit sehr guten Leistungen gehört sie zu den besten ihres Jahrgangs – und indem sie mit ihrem Sohn für das Abitur lernt, erweitert sie zusätzlich ihr Wissen.

Trotz dieses Positivbeispiels waren sich alle Beteiligten einig: Damit Frauen eine Ausbildung oder Umschulung erfolgreich absolvieren, müssten Arbeitgeber grundsätzlich auch die Lebensumstände noch stärker berücksichtigen. Das gelte unter anderem, wenn Erziehungsaufgaben zu einer Doppelbelastung führten. „Genügend zuverlässige Betreuungsangebote für Kinder in Wohn- und Arbeitsortnähe müssen vorhanden sein; Kinderbetreuungsplätze hierfür geschaffen werden“, sagte Heinz Thiele. Auch sollten Teilzeitmodelle für die Ausbildung von Frauen stärker etabliert werden.

Diskutiert wurde auch darüber, wie Fachkräfteengpässe der Industrieunternehmen im Kreis Paderborn in der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu bewerten sind. Heinz Thiele machte deutlich: „Trotz anhaltender Wirtschaftsschwäche und erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheit bleibt der demographische Wandel über viele Jahre die größte Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt. Der Nachwuchs- und Fachkräftebedarf wird perspektivisch steigen. Arbeitsmarktpolitisch gesehen wäre es eine gute Fügung, wenn die vielen attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten im technischen Bereich stärker von Frauen genutzt werden“.

Interessieren sich Frauen für eine technische Ausbildung oder Umschulung, unterstützt sie die Agentur für Arbeit Paderborn mit individueller, neutraler und fachkundiger Beratung in der Phase der beruflichen Orientierung. An den technischen Ausbildungsberufen interessierte Menschen können sich unter der Rufnummer 0800 4 5555 00 an die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agentur für Arbeit Paderborn wenden. Dieses Angebot besteht auch für Menschen, die vorhaben, den Weg zur Fachkraft im zweiten Anlauf einzuschlagen, sei es etwa nach einem Ausbildungsabbruch oder einer Familienphase.

Arbeitgeber wenden sich für eine Beratung beispielsweise zur Teilzeitausbildung unter 0800 4 5555 20 an den gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit. 

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