Noch viele Chancen kurz vor dem Ausbildungsstart

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NRW (pm). "Wer eine Ausbildung beginnen will, hat aktuell sehr gute Aussichten, auch einen Ausbildungsplatz zu finden. In vielen Unternehmen in NRW gibt es noch Ausbildungsangebote, die in diesem Jahr besetzt werden sollen. Wir rechnen deshalb damit, dass in den kommenden Wochen noch einmal viel Bewegung in den Ausbildungsmarkt kommen wird," so Almuth Schlosser, Geschäftsführerin in der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in NRW.

Schon im vergangenen Jahr habe die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass sich die Aktivitäten der Unternehmen am Ausbildungsmarkt zeitlich nach hinten verlagern. Traditionell beginnt die überwiegende Zahl der dualen Ausbildungen im August und September. "Das hat sich durch die Pandemie verändert. Wir haben schon im vergangenen Jahr beobachtet, dass Betriebe und Unternehmen bedingt durch die Einschränkungen des Lockdowns und wirtschaftliche Unwägbarkeiten weniger, aber vor allem deutlich später Ausbildungsstellen gemeldet haben." Dieser Trend setze sich im aktuellen Jahr fort. Verglichen mit der Zeit vor der Corona-Pandemie wurden im Juni und Juli - also verhältnismäßig spät im Ausbildungsjahr - in NRW deutlich mehr Ausbildungsstellen gemeldet als sonst in diesen Monaten üblich.

Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass über das ganze Jahr betrachtet die Zahl der Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr dennoch rückläufig sei, so die Arbeitsmarktexpertin. 101.203 Ausbildungsstellen wurden bis Ende Juli bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 2,1 Prozent, im Vergleich zum Vorpandemie-Jahr 2019 fällt die Veränderung noch deutlicher aus: Knapp 11.400 Ausbildungsplätze oder 10,1 Prozent wurden bisher weniger angeboten.

"Dass sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt für Bewerberinnen und Bewerber aktuell trotzdem günstig darstellt, liegt vor allem daran, dass auch die Zahl der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, deutlich zurückgegangen ist," erklärt Schlosser. Bis Ende Juli haben sich bei den Agenturen für Arbeit 100.550 Jugendliche für eine duale Berufsausbildung gemeldet - 19.405 Jugendliche oder 16,2 Prozent weniger als im Vorpandemie-Jahr 2019.

"Wir nehmen wahr, dass Jugendliche glauben, es gäbe aufgrund der Pandemie keine Ausbildungsplätze. Das stimmt aber nicht. Die Chancen für junge Menschen waren selten so gut wie jetzt. Aktuell kommen rechnerisch in NRW auf eine unversorgte Bewerberin oder einen Bewerber 1,34 offene Ausbildungsstellen. Das Verhältnis freier Ausbildungsstellen zu jungen Menschen, die eine Ausbildung suchen, war in NRW schon lange nicht mehr so günstig für die Bewerberseite. Die Unternehmen suchen auch mit Blick auf den Fachkräftebedarf der kommenden Jahre Nachwuchs," so die Arbeitsmarktexpertin.

"Wir stellen aber auch fest, dass Jugendliche nach der langen Zeit der Corona-Pandemie, die Frage des Berufsstarts noch etwas verschieben und nicht direkt in eine Berufsausbildung starten möchten. Einige zögern auch, weil sie noch unsicher sind, was sie machen möchten." Die Arbeitsmarktexpertin rät deshalb dazu, sich beraten zu lassen und die Berufsberatung in den Agenturen für Arbeit vor Ort anzusprechen: "Unsere Kolleginnen und Kollegen kennen sich bestens aus und können dabei unterstützen die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen - ob nun das Ziel ein Studium, ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Praktikum oder sofort der Beginn einer dualen Ausbildung sein soll. Egal, wofür sich die Jugendlichen entscheiden, wichtig ist es, sich vorher gut zu informieren!" Dazu muss man übrigens nicht unbedingt persönlich in die Agentur für Arbeit, sondern kann sich auch in einem Videotermin beraten lassen, den man über das Internet schnell und einfach verabreden kann. Außerdem gibt es viele weitere digitale Angebote zur Orientierung.

Der Ausbildungsmarkt in Zahlen

Landesweit meldeten Unternehmen im laufenden Ausbildungsjahr bis Ende Juli bei den Agenturen für Arbeit 101.203 duale Berufsausbildungsstellen.

Das waren 2,1 Prozent oder 2.126 Stellen weniger als vor einem Jahr. 2019, im Jahr vor dem Beginn der Corona-Pandemie, waren bei den Arbeitsagenturen im Zeitraum Oktober bis Ende Juli 112.589 offene Ausbildungsplätze zur Besetzung gemeldet worden: 10,1 Prozent oder 11.386 Stellen mehr.

Auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber ist im Vergleich zum Vorjahr und zu der Zeit vor der Pandemie gesunken. Im aktuellen Ausbildungsjahr meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW 100.550 junge Menschen mit dem Ziel, eine Berufsausbildung in diesem Jahr zu beginnen. Das waren 6.433 Jugendliche oder 6,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Vor der Pandemie hatten sich bis Ende Juli 119.955 Personen gemeldet: 16,2 Prozent oder 19.405 junge Menschen mehr als im aktuellen Jahr.

Im Juli standen damit landesweit einer Bewerberin oder einem Bewerber rechnerisch 1,01 Ausbildungsstellen gegenüber. Damit wurden im aktuellen Jahr in NRW zum ersten Mal seit 1994 wieder mehr Ausbildungsplätze gemeldet als sich Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit für eine duale Berufsausbildung interessierten. Damals kamen auf 121.023 Bewerberinnen und Bewerber 133.540 Ausbildungsangebote.

Ein vergleichbares Bild bietet sich bei den unbesetzten Ausbildungsstellen. Im Juli galten 37.157 Stellen als noch unbesetzt. Diesen standen 27.783 unversorgte junge Menschen gegenüber. Demnach kamen auf eine Bewerberin oder einen Bewerber landesweit rechnerisch 1,34 unbesetzte Stellen. Allerdings sind in dieser Rechnung junge Menschen mit einer Alternative, etwa dem weiteren Besuch einer Schule oder dem Beginn eines sozialen Jahres nicht berücksichtigt. Die Zahl dieser Jugendlichen mit Alternative, deren erste Priorität aber nach wie vor eine Ausbildung ist, lag Ende Juli in NRW bei 10.772 Personen. Unversorgte und Ausbildungsinteressierte mit Alternative ergeben zusammen 38.555 junge Menschen, die nach wie vor noch in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen wollen.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Die regionalen Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW blieben auch im Juli weiter deutlich. In allen Regionen sank die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr zum Teil deutlich. Bei den Ausbildungsstellen fiel die Entwicklung sehr unterschiedlich aus: In Ostwestfalen-Lippe, im Bergischen Land sowie im Ruhrgebiet wurden mehr duale Ausbildungsstellen gemeldet als vor einem Jahr, in den drei anderen Regionen weniger.

Den prozentual deutlichsten Rückgang an Jugendlichen auf Ausbildungsplatzsuche verzeichnete dabei Südwestfalen. Hier ging die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr um 12,1 Prozent oder 953 Jugendliche auf 6.914 Jugendliche zurück, die sich bis Ende Juli bei den Agenturen für Arbeit gemeldet haben. 1.652 Jugendliche waren noch unversorgt, hatten also noch keinen Ausbildungsplatz oder noch keine Alternative gefunden. Dem standen 3.668 unbesetzte Ausbildungsplätze im Juli gegenüber. Seit Oktober waren in Südwestfalen 9.809 Ausbildungsplätze gemeldet worden - 692 oder 6,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Auf eine Bewerberin oder einen Bewerber kommen hier 1,42 Ausbildungsstellen.

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Noch viele Chancen kurz vor Ausbildungsstart
Geschäftsführerin Almuth Schlosser: Wir nehmen wahr, dass Jugendliche glauben, es gäbe aufgrund der Pandemie keine Ausbildungsplätze. Das stimmt aber nicht. Die Chancen für junge Menschen waren selten so gut wie jetzt. Foto: Agentur für Arbeit