Arbeitslosigkeit steigt im August

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NRW (pm). "Wie schon im vorhergehenden Monat ist die Arbeitslosigkeit im August 2022 statistisch etwas stärker gestiegen, als es für einen durch die Sommerferien geprägten Monat üblich ist", sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. Hintergrund ist die Erfassung der vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflüchteten Menschen durch die Jobcenter, die aktuell in der Arbeitsmarktstatistik sichtbar werden: "Doch der Arbeitsmarkt in NRW bleibt weiter stabil - trotz aller Belastungen und der Unsicherheiten, die die Unternehmen als weitere Folge des von Russland begonnenen Krieges spüren."

Für Arbeitssuchende böten sich derzeit gute Chancen, sagte der Arbeitsmarktexperte: "Die Herausforderungen liegen jedoch auch auf der Hand. Zwar ist der Arbeitsmarkt sehr aufnahmefähig, doch die Unternehmen benötigen häufig länger, um passende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Das Schlüsselthema ist hier ganz klar die Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber. Knapp über 75 Prozent der Stellenausschreibungen richten sich an qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mindestens eine duale Ausbildung absolviert haben. Doch beinahe 60 Prozent der arbeitslos gemeldeten Menschen verfügen aktuell nicht über eine geeignete, ausreichende Qualifikation."

Viele dieser Menschen seien erst im Zuge der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr oder in den ersten Monaten 2022 arbeitslos geworden – auch, weil sie keinen Berufsabschluss haben: "Wir sehen bei diesen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die größten Potentiale, die für einen Arbeitsmarkt, der Fachkräfte sucht, zu fördern sind." Die Qualifizierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sei der zentrale Schlüssel: "Es gibt seit der Einführung des Qualifizierungschancengesetzes vor drei Jahren viele Möglichkeiten, wie die Arbeitsagenturen Unternehmen und die Menschen dabei unterstützen können. Zum Beispiel 'on the job'. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben die Möglichkeit, arbeitslose Menschen einzustellen und dann im laufenden Betrieb zur Fachkraft weiter zu qualifizieren – gefördert von der Agentur für Arbeit. Das ist nur ein Beispiel, und ein sehr gutes. Denn die Anstellung gibt den Menschen Sicherheit und Motivation, die sicherlich nicht immer einfache Aufgabe, noch einmal die Schulbank drücken zu müssen, erfolgreich zu bewältigen. Und die jeweiligen Unternehmen erhalten die qualifizierten wie motivierten Fachkräfte, die sie suchen."

Es lohne sich für Unternehmen und Betriebe auch, die Fördermöglichkeiten zur Teilqualifizierung, auch zum Beispiel zur Weiterbildung langjähriger Beschäftigter ohne Ausbildung, zu nutzen, sagte Withake. "Auf die Potentiale dieser Menschen kommt es in Zukunft immer mehr an. Wir können auf keine Arbeitnehmerin und keinen Arbeitnehmer verzichten." Das zeige auch der Blick auf den Ausbildungsmarkt, "der wichtigsten Säule der Fachkräftegewinnung. Wir erleben derzeit ganz klar als Folge der demografischen Entwicklung einen Wandel vom Stellen- zum Bewerbermarkt." Landesweit betrachtet kamen im aktuellen Jahr bei den Arbeitsagenturen auf 100 gemeldete Ausbildungsstellen 94 Bewerberinnen und Bewerber. "Die Unternehmen konkurrieren zunehmend um Bewerberinnen und Bewerber. Daher gewinnt die stetige Qualifizierung und Weiterbildung von Beschäftigten und von arbeitslosen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern immer mehr an Bedeutung. Unternehmen leisten da schon Vieles, aber es braucht noch mehr. Damit das gelingt, beraten die Agenturen für Arbeit Unternehmen und bieten eine Vielzahl von Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten an."

Bei der Unterstützung der Ukrainerinnen und Ukrainer folgten nun die nächsten Integrationsschritte, sagte Withake: "Nachdem die Jobcenter die Leistungen zum täglichen Leben gesichert haben, beraten sie parallel die Menschen individuell zum Arbeitsmarkt, zu möglichen Qualifizierungen und unterstützen sie zum Beispiel beim notwendigen Spracherwerb, der Arbeitsaufnahme oder bei Fragen der Kinderbetreuung." Withake lobte das Engagement und die gute Arbeit der Kolleginnen und Kollegen in den Jobcentern und den Agenturen für Arbeit. Besonderen Wert legten sie dabei darauf, Ukrainerinnen und Ukrainer gemäß ihren Qualifikationen zu vermitteln. "Viele sind gut ausgebildet – und gerade an gut ausgebildeten Fachkräften fehlt es in NRW am Arbeitsmarkt in vielen Branchen."

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Arbeitslosigkeit steigt im August
Torsten Withake: Der Arbeitsmarkt in NRW bleibt auch im August 2022 stabil, trotz aller Belastungen und der Unsicherheiten.