Unternehmen erwarten fallende Umsätze

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Bielefeld (pm). International tätige Unternehmen durchleben eine turbulente Zeit: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine verursacht großes Leid und führt zu gravierenden Auswirkungen für die Weltwirtschaft durch steigende Energiekosten und damit verbundene hohe Inflationsraten. Wachsender Protektionismus, daraus resultierende Handelshemmnisse sowie die Zunahme bürokratischer Vorgaben dämpfen die Exporterwartungen der Unternehmen.

Zu diesen Ergebnissen kommt das „IHK-Exportbarometer Ostwestfalen 2023“, das die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld am 26. April 2023 vorgestellt hat. 299 exportorientierte ostwestfälische Industrieunternehmen mit 64.637 Beschäftigten haben sich an der Umfrage beteiligt.

„Die zunehmenden geopolitischen Spannungen führen mehr und mehr zu einer Blockbildung zwischen dem ‚Westen‘ auf der einen und China auf der anderen Seite. Doch eine Abkopplung der Märkte ist von den Unternehmen nicht gewünscht und würde der globalen Ökonomie langfristig schaden“, sagt Dr. Maurice Eschweiler, Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses und Generalbevollmächtigter der DMG MORI AKTIENGESELLSCHAFT.

Die Einschätzung der aktuellen Geschäftsbeziehungen fällt im Vergleich zum Vorjahr deutlich schlechter aus. Während der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen für 2022 durchschnittlich bei knapp 34 Punkten lag, beträgt der Wert für 2023 noch 19,3 Punkte. Nichtsdestotrotz liegen die europäischen Nachbarländer weiter im Export-Fokus der ostwestfälischen Unternehmen.

Zu den Gewinnern gehören die USA. Mit einer Zunahme von 26 auf über 60 Punkte hat sich der Wert der optimistischen Einschätzungen fast verdoppelt. Der Nahe- und Mittlere Osten entwickelte sich als Exportregion für ostwestfälische Güter ebenfalls positiv. In Asien nehmen die Beziehungen zu Japan und Vietnam weiter zu.

Die größten Einbußen im Vergleich zum Vorjahr mussten neben Russland ebenfalls Bulgarien, die Türkei und der afrikanische Kontinent verbuchen. Bei den erwarten Geschäftsbeziehungen verschlechtern sich die Einschätzungen der befragten Unternehmen. So ging der Durchschnittswert der Salden aus positiven und negativen Einschätzungen von 21,4 Punkte auf 10,3 Punkte zurück. Spitzenreiter bei den positiven Erwartungen bleiben die USA, gefolgt von China, Saudi-Arabien und dem Nahen- und Mittleren Osten.

„Der zuletzt positive Trend der Erwartungen an die Auslandsumsätze reißt ab. Der Anteil der Unternehmen, die fallende Auslandsumsätze erwarten, erreicht mit 23 Prozent den höchsten Wert seit 2010. Gleichzeitig geht der Anteil der Unternehmen, die steigende Auslandsumsätze erwarten, um 15 Prozentpunkte auf 54 Prozent zurück“, erläutert IHK-Geschäftsführer Götz Dörmann die Umfrageergebnisse.

Der Anteil der Unternehmen, die 2023 keine Auslandsinvestitionen planen, steigt von 43,7 auf 50,1 Prozent an. Parallel dazu wollen statt 34,7 Prozent lediglich 31,8 Prozent der exportorientierten Unternehmen in diesem Jahr ihre Auslandsinvestitionen erhöhen. Spitzenreiter bleibt dabei die Eurozone: 71 Prozent der befragten Unternehmen planen, in den europäischen Nachbarländern zu investieren.

Trotz der eher gedämpften und krisenhaften Einschätzung der Unternehmen verbuchte die amtliche Statistik für Ostwestfalen im Jahr 2022 bei den Auslandsumsätzen des Verarbeitenden Gewerbes mit 20,7 Milliarden Euro einen neuen Rekordumsatz. Das Plus von 14,2 Prozent ist die stärkste Steigerung im Vorjahresvergleich seit 2012.

In NRW stiegen die Auslandumsätze im gleichen Zeitraum um 15,7 Prozent, in Deutschland um 19,3 Prozent. Ein signifikanter Anteil des Umsatzwachstums ist jedoch dabei inflationsbedingt.

Als stärkste Branchen konnten sich in Ostwestfalen erneut der Maschinenbau und die Hersteller elektrischer Ausrüstungen behaupten. Die Möbelbranche steht wiederum knapp vor der Nahrungs- und Futtermittelbranche auf Platz drei. Zusammen erwirtschaften diese vier Bereiche rund 64 Prozent der ostwestfälischen Auslandsumsätze.

Zwar sind die ostwestfälischen Inlandsumsätze mit 31,2 Milliarden Euro in 2022 noch deutlich höher als die Auslandsumsätze mit 20,7 Milliarden Euro. Allerdings stiegen Letztere seit 2006 um 79 Prozent an, die Inlandsumsätze wuchsen im gleichen Zeitraum um 40 Prozent.

Zum Umsatzwachstum haben alle Kreise Ostwestfalens und die Stadt Bielefeld beigetragen. Den höchsten Auslandsumsatz mit 9,7 Milliarden Euro erzielten die Unternehmen im Kreis Gütersloh (+ 15,6 Prozent im Vergleich zu 2021). Den stärksten Zuwachs von 19,7 Prozent auf rund 2,4 Milliarden Euro erwirtschafteten die Betriebe im Kreis Paderborn.

Die Exportquote Ostwestfalens erreicht trotz eines Minus von 0,1 Prozentpunkte einen Wert von 39,9 Prozent und bleibt damit nach Angaben der IHK auf einem historisch hohen Niveau. Aufgrund der Wirtschaftsstruktur bleibt der Abstand zur Exportquote Nordrhein-Westfalens mit 46,4 Prozent und Deutschlands mit 50,5 Prozent dennoch bestehen.
 

 

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Unternehmen erwarten fallende Umsätze
Stellten die Ergebnisse des IHK-Exportbarometers Ostwestfalen 2023 vor (von links): Jan-Lutz Müller (IHK-Referent International), Götz Dörmann (IHK-Geschäftsführer), Dr. Maurice Eschweiler (Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses und Generalbevollmächtigter der DMG MORI AKTIENGESELLSCHAFT), und Ines Ratajczak (IHK-Referatsleiterin International). Foto: IHK Ostwestfalen