Weniger Arbeitslose im November in NRW

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NRW (pm). „Der Arbeitsmarkt in NRW hat sich im November zweigeteilt entwickelt“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Während die Arbeitslosigkeit von Frauen und Jugendlichen nahezu saisonüblich gesunken ist, trat der Arbeitsmarkt für Männer weiterhin auf der Stelle.“

Bei den Männern stieg die Arbeitslosigkeit geringfügig um 226 Personen oder 0,1 Prozent. „Üblich wäre auch bei den Männern ein Rückgang gewesen, wenn auch nicht so stark wie bei den Frauen, die zum Ende des Jahres zum Beispiel im Handel häufiger eine Arbeit finden.“ Frauen profitieren derzeit davon, dass sie oft in den Dienstleistungsberufen eine Beschäftigung suchen, sagte Schüßler weiter: „Männer arbeiten dagegen eher im produzierenden Bereich. Doch gerade hier, im produzierenden Bereich, macht sich die schwache konjunkturelle Entwicklung bemerkbar. In der Fachsprache wird das so ausgedrückt, dass Arbeitsplätze in der Industrie ‚konjunktursensibler‘ sind. Hier zögern viele Unternehmen mit der Einstellung neuer Mitarbeitenden. Deshalb ist die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt für Männer deutlich schwächer als für Frauen ausgefallen.

Auch der Blick in die Arbeitsmarktregionen in NRW bildet das ab: „Im industriell geprägten Südwestfalen ist die Arbeitslosigkeit im November sogar ganz leicht gestiegen, die beiden anderen sozusagen ‘typischen‘ Regionen Münsterland und Ostwestfalen verbuchen im zurückliegenden Monat nur einen sehr geringfügigen Rückgang der Arbeitslosigkeit um jeweils 0,1 Prozent. Auch im Rheinland und im Ruhrgebiet gibt es starke Industrie, doch hier spielen die Dienstleistungen zum Beispiel im Handel und in den Gesundheitsbranchen eine – auf die Gesamtwirtschaft bezogen – größere Rolle, weshalb hier die Folgen der Unsicherheiten für das produzierende Gewerbe in der Arbeitslosigkeit besser kompensiert werden. In beiden Arbeitsmarktregionen sinkt die Arbeitslosigkeit deshalb im November“

Hingegen unterliegt der Arbeitsmarkt für junge Menschen unter 25 Jahren noch einmal anderen Einflussfaktoren, sagte Schüßler weiter: „Junge Menschen unter 25 Jahren profitieren von den Engpässen bei den Fachkräften, die in vielen Berufen bestehen. Sie sind, sofern sie eine qualifizierte Ausbildung haben, begehrte neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb finden im Herbst viele junge Menschen eine Arbeit, die vorher zum Beispiel nach dem Ende ihrer Ausbildung im Sommer für eine Übergangszeit arbeitslos waren.“ Trotz der Zurückhaltung bei der Einstellung und zurückgehender Meldungen von offenen Stellen – wer eine qualifizierende Ausbildung hat, bleibt am Arbeitsmarkt begehrt, sagte der Arbeitsmarktexperte: „Aktuell kommen rein rechnerisch auf hundert Stellen für Fachkräfte 222 Bewerberinnen und Bewerber. Wer jedoch ohne Ausbildung eine Arbeit sucht, hat deutlich mehr Konkurrenz: Auf hundert Stellen für ungelernte Mitarbeitende kommen 1.260 Bewerberinnen und Bewerber.“ Für den Arbeitsmarktexperten ist es daher klar, dass Investitionen in die Qualifizierung und Weiterbildung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer notwendig sind: „Die Wirtschaft braucht die Arbeitskraft dieser Menschen. Auch in konjunkturell angespannten Zeiten. Und aus der Perspektive der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Möglicherweise ist es jetzt auch genau der richtige Zeitpunkt, sich zu einer denkbaren Weiterbildung beraten zu lassen.“ Informationen zur Weiterbildung, möglicher Förderung, Kursen und viele anderes mehr bieten die Agenturen für Arbeit im Internet.

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Im November sank in NRW die Arbeitslosigkeit. 708.588 Menschen waren arbeitslos gemeldet, das waren 3.945 Personen oder 0,6 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Seit 2005 ist die Arbeitslosigkeit im November immer zurückgegangen, im Schnitt um 7.000 Personen. Eine Ausnahme bildeten die beiden Pandemiejahre 2020 und 2021, in denen der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Herbst deutlich höher ausfiel. In beiden Jahren wurden viele Einstellungen im Herbst nachgeholt, die insbesondere in den Monaten der Lockdowns ausgebliebenen waren. Die Arbeitslosenquote blieb im aktuellen November auf dem Niveau der Vormonate bei 7,2 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg sie damit um 0,3 Punkte. Das entsprach in absoluten Zahlen einem Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vorjahr um 33.206 Personen oder 4,9 Prozent.

Auffällig ist die unterschiedliche Entwicklung der Arbeitsmärkte für Männer und Frauen. Bei den Frauen kam es im November nahezu zu einer saisonüblichen Entwicklung. Seit 2016 – ausgenommen die beiden Pandemiejahre 2020 und 2021 – nahm die Arbeitslosigkeit bei den Frauen im Durchschnitt im November um rund 4.400 Personen ab. Im aktuellen Monat lag der Rückgang bei 4.171 Personen oder 1,3 Prozent und damit nur leicht unter dem Durchschnitt. Anders bei den Männern. Im Schnitt der vergangenen Jahre – ebenfalls ohne die Pandemiejahre – lag der durchschnittliche Rückgang im November bei 1.300 Personen. Im aktuellen Monat gab es jedoch ein geringfügiges Plus von 226 Personen oder 0,1 Prozent. Während Frauen im späteren Herbst vor allem in den Dienstleistungen wie etwa dem Handel eine Tätigkeit aufnehmen, finden Männer eher in produzierenden Berufen einen neuen Job – und das häufig bereits zum Start der Herbstbelebung. Im aktuellen Monat machen sich dazu noch die konjunkturellen Herausforderungen bemerkbar, vor denen viele Unternehmen stehen und daher eher mit der Einstellung neuer Mitarbeitenden zögern. Spürbar wird das im Vergleich zum Vorjahr: Vor einem Jahr waren im November 23.672 Männer oder 6,5 Prozent sowie 9.535 Frauen oder 3,0 Prozent weniger arbeitslos gemeldet.

Der Blick auf die Arbeitslosenquote nach Geschlechtern zeigt, dass bei den Männern die Quote im November auf dem Vormonatsniveau von 7,3 Prozent blieb, während sie bei den Frauen im Monatswechsel um 0,1 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent sank. Vor einem Jahr lag die Quote der Frauen um 0,1 Punkte, die der Männer um 0,4 Punkte niedriger.

Auch in der Jugendarbeitslosigkeit sank die Quote um 0,1 Punkte – auf nun 5,5 Prozent. Junge Menschen unter 25 Jahren profitierten im November von der jahreszeitlich üblichen Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 960 junge Menschen oder 1,6 Prozent konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden. Die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren sank dadurch auf 58.215 junge arbeitslos gemeldete Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach das einem Plus von 4.172 Personen oder 7,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote junger Menschen lag vor einem Jahr um 0,3 Punkte niedriger.

In beiden sogenannten Rechtskreisen sank im November jeweils die Arbeitslosigkeit. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III (SGB III), dem Aufgabenbereich der Arbeitsagenturen, sank die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 1.415 Personen oder 0,7 Prozent auf nun 199.483 arbeitslos gemeldete Menschen. Vor einem Jahr waren im SGB III 12,4 Prozent oder 22.026 Personen weniger arbeitslos gemeldet.

Im Bereich des Bürgergeldes, der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II), dem Aufgabenbereich der Jobcenter, sank die Arbeitslosigkeit im November um 0,5 Prozent oder 2.530 Personen. Insgesamt betrug die Arbeitslosigkeit im SGB II 509.105 Personen – 2,2 Prozent oder 11.180 Menschen mehr als vor einem Jahr.

Gesunken ist im November auch die Unterbeschäftigung in NRW. Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Zahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch nicht zur Verfügung stehen und daher nicht als arbeitslos gelten. Das kann zum Beispiel sein, wenn sie an einer abschlussorientierten Fördermaßnahme teilnehmen. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im November 222.878 Personen. Zählt man die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen hinzu, erhält man die gesamte Unterbeschäftigung: Landesweit galten im November 931.466 Menschen als unterbeschäftigt. Das waren 1.402 Personen oder 0,2 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl unterbeschäftigter Menschen um 33.200 Personen oder 3,7 Prozent.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung – neuer Höchststand

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten hat im September, dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung, den höchsten jemals in NRW gemessenen Stand erreicht. Im Vergleich zum Vormonat stieg sie leicht um 0,4 Prozent oder 29,200 Personen auf 7.376.400 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.  Das waren 35.100 Personen oder 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job im September mit 6.309.641 Personen um fast 1,1 Millionen Beschäftigte niedriger.

Vor allem qualifizierte Arbeitskräfte gesucht

Die Nachfrage nach Arbeitskräften lag im November bei 142.508 bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen. Das waren 2.680 Stellen oder 1,8 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Ein Rückgang im Bestand im Herbst ist üblich – die Stellen werden besetzt. Vor einem Jahr waren 23.682 oder 14,2 Prozent mehr offene Stellen gemeldet. Von Unternehmen neu gemeldet wurden im November 22.968 Stellen. Das waren 4.056 bzw. 15,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Unternehmen in NRW suchen vor allem qualifizierte Arbeitskräfte. In den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern waren im November 82.098 offene Stellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Berufsausbildung gemeldet. Das waren 57,6 Prozent aller angezeigten offenen Stellen. Diesen standen 182.246 arbeitslose Fachkräfte gegenüber – 1.893 Personen oder 1,0 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Auf 100 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung kamen damit rein statistisch im November 222 Bewerberinnen und Bewerber. Nicht berücksichtigt wird bei der statistischen Betrachtung, ob Angebot und Nachfrage auch räumlich und inhaltlich zueinander passen, also die gesuchten Berufe und die angebotenen zueinander passen oder Angebote und Nachfrage auch in derselben Region liegen. Für Menschen ohne aktuelle Ausbildung ist das Angebot deutlich geringer: 31.604 Stellen oder 22,2 Prozent aller Arbeitsangebote waren für Helfertätigkeiten ausgeschrieben, also für an- und ungelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ohne eine aktuelle Ausbildung arbeitslos gemeldet waren 398.425 Menschen – 0,7 Prozent oder 2.901 weniger als vor einem Monat. Hier kamen auf 100 offene Stellen für Helferinnen und Helfer 1.260 Bewerberinnen und Bewerber.

Ukrainische Kriegsgeflüchtete in NRW

Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar 2022 sind zahlreiche ukrainische Staatsangehörige vor der Kriegsgewalt nach Deutschland geflohen. Für alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer besteht seit dem 1. Juni 2022 die Möglichkeit, einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende, seit dem 1. Januar 2023 für das Bürgergeld zu stellen.

In NRW waren im November 40.387 ukrainische Staatsangehörige arbeitslos gemeldet. Im Februar 2022, dem Monat des Überfalls durch Russland auf die Ukraine, waren 1.934 Ukrainerinnen und Ukrainer in NRW arbeitslos gemeldet. Die Differenz zwischen der aktuellen Zahl an arbeitslosen Ukrainerinnen und Ukrainern zur ukrainischen Arbeitslosigkeit vor dem Überfall entspricht ungefähr der Zahl der Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine, die in NRW arbeitslos gemeldeten sind. Aktuell sind rund 38.500 ukrainische Staatsangehörige.

Insgesamt waren bei den Jobcentern in NRW rund 146.000 geflüchtete Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit gemeldet. Darunter rund 46.000 Kinder und Jugendliche.

Die Beschäftigung von Ukrainerinnen und Ukrainern in NRW kann mit einer Wartezeit von zwei Monaten auf Grundlage einer Hochrechnung angegeben werden. Im September 2023 waren nach dieser Hochrechnung in NRW 37.800 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der Ukraine beschäftigt. 29.000 davon in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Geringfügig waren 8.600 Personen beschäftigt.

Auch die Zahl der beschäftigten geflohenen Menschen ergibt sich aus der Gegenüberstellung mit den Zahlen vom Februar 2022, dem Monat des russischen Überfalls auf die Ukraine. Damals waren in NRW 11.702 Ukrainerinnen und Ukrainer beschäftigt, davon 9.975 sozialversicherungspflichtig und 1.727 geringfügig. Damit arbeiteten im September 2023 rund 26.100 ukrainische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr in NRW als vor dem Beginn des Krieges, davon rund 19.000 in einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung.

Quelle: arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-nrw/presse

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Roland Schüßler: Während die Arbeitslosigkeit von Frauen und Jugendlichen nahezu saisonüblich gesunken ist, trat der Arbeitsmarkt für Männer weiterhin auf der Stelle.“