Unternehmen suchen qualifizierte Arbeitskräfte

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NRW (pm). „Die Zahl der Arbeitslosen hat im Januar wie für diesen Wintermonat üblich zugenommen. Dabei fiel der Anstieg leicht unterdurchschnittlich aus“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW. „In den fünf Jahren vor der Pandemie, also auch während der Job-Boom-Jahre 2017 bis 2019, nahm die Zahl der Arbeitslosen im Mittelwert im Januar um zusätzlich 33.500 arbeitslos gemeldete Menschen zu. In diesem Monat lagen wir um rund 3.000 Personen darunter. Dabei hätte man auch erwarten können, mit Blick auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen für NRW und auch für Deutschland, dass sich zum Jahresbeginn 2024 die Entwicklung der Arbeitslosigkeit sichtbar von der Vorjahre unterscheidet. Das ist aber nicht der Fall.“

Positiv sei, dass im Januar die Dynamik am Arbeitsmarkt zulegte – auch im Vergleich zu den vorhergehenden Monaten: „Das gesamte zurückliegende Jahr 2023 war sehr herausfordernd, da wenig Bewegung am Arbeitsmarkt geherrscht hat. Für arbeitslos gemeldete Menschen war es daher schwerer, eine neue Beschäftigung zu finden. Insofern ist es eine gute Nachricht, dass im aktuellen Januar über 32.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine neue Stelle antreten konnten: Das waren leicht mehr als in den Januar-Monaten der beschäftigungsstarken Jahren 2018 und 2019.“

Dass sich im Januar saisonüblich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeitslos melden müssen, liegt unter anderem daran, dass zum Jahresende viele befristete Arbeitsverträge auslaufen, zudem auch schon mehr junge Menschen ihre zwei- oder dreieinhalbjährige Ausbildung beenden und sich dann vorübergehend arbeitslos melden. Auch in diesem Winter war es so, sagte Schüßler: „Die dann im Raum stehende Frage ist, ob diese Menschen nach dem Ende der befristeten Anstellung schnell in eine neue finden – oder nicht. Je mehr Bewegung am Arbeitsmarkt herrscht, desto besser sind ihre Chancen.“

2024 sind am Arbeitsmarkt in NRW einige Herausforderungen zu bewältigen, sagte Schüßler weiter. Derzeit gehen in NRW 39.400 ukrainische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger einer Beschäftigung nach, davon 30.300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung. Doch werden in den kommenden Monaten 28.000 aus der Ukraine geflüchtete Menschen ihren Sprach- und Integrationskurs abschließen. Nach der Sicherung des Lebensunterhalts und den ersten Schritten beim Spracherwerb kommt es für sie nun darauf an, so der Arbeitsmarktexperte, „einen schnellen und nachhaltigen Einstieg in den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt in NRW zu finden. Denn nur wer beruflich Fuß fasst, kommt auch wirklich an. Wir wollen die Menschen aus der Ukraine dabei bestmöglich unterstützen. Sie sind im Schnitt gut qualifiziert, es bestehen deshalb gute Startbedingungen, die Jobcenter mit ihnen gemeinsam nutzen wollen.“ Allein können Jobcenter, Arbeitsagenturen und die geflüchteten Menschen diesen „Job-Turbo“ jedoch nicht zünden: „Wir haben deshalb auf Landes- wie auch auf kommunaler Ebene in den vergangenen Monaten intensiv mit allen Partnerinnen und Partnern am Arbeitsmarkt gesprochen. Wir alle wünschen uns eine schnelle Integration dieser Menschen. Doch das verlangt auch, dass sie in einem Unternehmen die Chance zum Einstieg erhalten.“

Die Arbeitsaufnahme werden die Jobcenter parallel mit Förderangeboten unterstützen: „Wer jetzt den Integrations- und Sprachkurs verlässt, wird möglicherweise unsere Sprache noch nicht optimal sprechen. Es wird auch nicht so sein, dass die Menschen in allen Fällen die Qualifikation in vollem Umfang mitbringen, die eine jeweilige Tätigkeit verlangt. Doch sind wir uns alle einig, dass dies kein Hindernis darstellen muss: Wir fördern die Menschen berufsbegleitend beim Ausbau ihres fachlichen Sprachniveaus, auf die selbe Weise ist es auch möglich, berufsbegleitend fehlende Teilqualifikationen nachzuholen.“

Wichtig ist es, sagte Schüßler, dass die geflüchteten Menschen keine Zeit verlieren und Berufserfahrung am neuen Arbeitsplatz sammeln. „Beide Seiten profitieren davon. Die Menschen können sich stufenweise in einem Unternehmen weiterentwickeln, während die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber am Ende eine individuell eingearbeitete, qualifizierte Arbeitskraft gewinnen.“

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Im Januar legte die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Punkte auf 7,5 Prozent zu. Die Quote lag damit im Vergleich zum Vorjahr 0,3 Punkte höher. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um 39.443 arbeitslos gemeldete Menschen oder 5,6 Prozent auf nun 741.962 Personen.

Positiv wirkte sich im aktuellen Januar eine im Vergleich zu den Vormonaten gestärkte Dynamik am Arbeitsmarkt aus. 2023 war in NRW die Arbeitslosigkeit vor allem aufgrund der geringeren Bewegung gestiegen. Zwar verloren weniger Menschen ihre Arbeit – die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber hielten, auch mit den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie – ihre Mitarbeitenden. Doch stellten sie auch kein neues Personal in großem Umfang ein. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die arbeitslos geworden waren, blieben eher arbeitslos als zum Beispiel in den Job-Boom Jahren vor 2020. Im aktuellen Januar traten in NRW 32.269 arbeitslose Menschen eine neue Stelle an. Das waren mehr neue Arbeitsverhältnisse als in den Boomjahren 2018 und 2019, als 31.337 bzw. 32.054 Personen eine neue Beschäftigung finden konnten.

Im selben Zeitraum verloren 58.437 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt und wurden neu arbeitslos. Das waren 11.488 Personen weniger als etwa im Januar 2019, dem Jahr vor der Pandemie.

In den beiden sogenannten Rechtskreisen stieg im Januar die Arbeitslosigkeit. Dabei fiel der Anstieg im Aufgabenbereich der Agenturen für Arbeit stärker aus: Hier legte die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 17.065 Personen oder 8,4 Prozent auf nun 219.631 arbeitslos gemeldete Menschen zu. Vor einem Jahr waren im SGB III 11,5 Prozent oder 22.636 Personen weniger arbeitslos gemeldet.

Im Aufgabenbereich der Jobcenter, dem Bürgergeldes bzw. der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II), stieg die Arbeitslosigkeit nur um 2,7 Prozent oder 13.733 Personen auf nun 522.331 Arbeitslose. Das waren 3,3 Prozent oder 16.807 Menschen mehr als vor einem Jahr.

Weniger deutlich als die Arbeitslosigkeit ist im Januar die Unterbeschäftigung gestiegen. Sie setzt sich zusammen aus der Zahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch nicht zur Verfügung stehen und daher nicht als arbeitslos gelten. Das kann zum Beispiel sein, wenn sie an einer abschlussorientierten Fördermaßnahme teilnehmen. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im Januar 213.336 Personen. Zählt man die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen hinzu, erhält man die gesamte Unterbeschäftigung: Landesweit galten im Januar 955.298 Menschen als unterbeschäftigt. Das waren 21.459 Personen oder 2,3 Prozent mehr als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl unterbeschäftigter Menschen um 29.206 Personen oder 3,2 Prozent.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung – weiter Höchststand

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten hat im November, dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung, geringfügig gegenüber dem Vormonat um 400 Personen abgenommen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat legte sie leicht um 0,5 Prozent oder 36.600 Personen zu – auf nun auf 7.384.400 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Damit lag auch in diesem November die Zahl der Beschäftigten für den Monat auf einem neuen historischen Höchststand.

Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im November 2013, lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job bei 6.315.561 Personen und damit um über 1,0 Millionen Beschäftigte niedriger.

Vor allem qualifizierte Arbeitskräfte gesucht

Die Nachfrage nach Arbeitskräften lag im Januar 2024 bei 136.659 bei den Arbeitsagenturen gemeldeten offenen Stellen. Das waren 2.269 offene Stellen oder 1,6 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Ein Rückgang im Bestand ist im Winter üblich. Jedoch waren im aktuellen Januar 13.986 oder 9,3 Prozent offene Stellen weniger gemeldet als vor einem Jahr. Von Unternehmen neu gemeldet wurden im Januar 22.632 Stellen – und damit 30 weniger als ein Jahr zuvor.

Der Arbeitsmarkt in NRW ist zweigeteilt: Die Unternehmen suchen vor allem qualifizierte Arbeitskräfte. Die Mehrzahl der arbeitslosen Bewerberinnen und Bewerber verfügt jedoch über keine Qualifikation.

In den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern waren im Januar 79.057 offene Stellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Berufsausbildung gemeldet. Das waren 57,8 Prozent aller angezeigten offenen Stellen. Diesen standen 195.187 arbeitslose Fachkräfte gegenüber – 9.907 Personen oder 5,3 Prozent mehr als einen Monat zuvor. Auf 100 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung kamen damit rein statistisch im Januar 247 Bewerberinnen und Bewerber. Nicht berücksichtigt wird bei der statistischen Betrachtung, ob Angebot und Nachfrage auch räumlich und inhaltlich zueinander passen, also die gesuchten Berufe und die angebotenen zueinander passen oder Angebote und Nachfrage auch in derselben Region liegen.

Für Menschen ohne (aktuelle) Ausbildung ist das Angebot deutlich geringer: 29.712 Stellen oder mit 21,7 Prozent etwas mehr als ein Fünftel aller Arbeitsangebote waren für Helfertätigkeiten ausgeschrieben, also für an- und ungelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ohne eine (aktuelle) Ausbildung arbeitslos gemeldet waren hingegen mit 56,4 Prozent über die Hälfte aller Arbeitslosen oder 418.098 Menschen. Das waren 3,8 Prozent oder 15.210 Personen mehr als vor einem Monat. Hier kamen auf 100 offene Stellen für Helferinnen und Helfer 1.407 Bewerberinnen und Bewerber.

Ukrainische Kriegsgeflüchtete in NRW

Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 konnten viele der nach Deutschland geflohene Ukrainerinnen und Ukrainer eine Beschäftigung in NRW aufnehmen.

Im November 2023 – dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung – arbeiteten in NRW 39.400 Ukrainerinnen und Ukrainer. Das waren 27.700 ukrainische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr als vor dem Beginn des Krieges.

Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren 30.300 Ukrainerinnen und Ukrainer. Seit Beginn des Krieges stieg damit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen ukrainischen Beschäftigten um rund 20.300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Arbeitslos gemeldet waren im Januar in NRW 43.156 ukrainische Staatsangehörige. Das waren 41.222 mehr als vor dem Beginn des Krieges im Februar 2022.

Quelle: arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-nrw/presse/

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Arbeitslosigkeit in NRW steigt saisonüblich
Schuessler: Positiv ist, dass im Januar 2024 die Dynamik am Arbeitsmarkt zulegte