Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit in NRW

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Düsseldorf (pm). „Wir sehen zwei Entwicklungen am NRW-Arbeitsmarkt im Juni“, sagte Dirk Strangfeld, Geschäftsführer Arbeitsmarktmanagement der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit. „Wie es saisonal zu erwarten war, stieg zum Ende des Halbjahres die Arbeitslosigkeit junger Menschen deutlich – in diesem Jahr um 3,4 Prozent. Grund ist das Ende der zwei- und dreijährigen Berufsausbildungen. Die Absolventinnen und Absolventen melden sich nach dem Abschluss ihrer dualen Ausbildungen für eine Übergangszeit arbeitslos. Als aktuell qualifizierte Fachkräfte sind sie am Arbeitsmarkt begehrt. Die meisten werden schon bald ihre erste Arbeitsstelle antreten und die Arbeitslosigkeit hinter sich lassen können.“

Die saisonüblich steigende Jugendarbeitslosigkeit wird jedoch in wachstumsstärkeren Jahren im Juni noch von der ausklingenden Frühjahresbelebung kompensiert. „Das ist in diesem Juni, wie auch schon vor einem Jahr, nicht der Fall gewesen“, sagte Strangfeld. „Dem Arbeitsmarkt fehlte auch zur Jahresmitte der konjunkturelle Rückenwind.“ Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage sind Unternehmen und Betriebe weiterhin zurückhaltend bei Neueinstellungen: „Zwar sind im Vergleich zum Vormonat weniger Menschen neu arbeitslos geworden. Doch haben auch weniger Menschen eine Arbeit neu aufnehmen können. Im Resultat bleiben daher mehr Menschen arbeitslos als in wirtschaftlich stärkeren Jahren.“

„Vor allem für Menschen, die arbeitslos sind, können wir deshalb leider noch keine Entwarnung geben“, sagte Strangfeld weiter, „auch wenn Unternehmen ihr Personal halten wollen, bleiben viele Neueinstellungen erst einmal aus.“ Besonders betroffen sind Menschen ohne Ausbildung. „80 Prozent, das sind rund 110.000 der bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen, setzen eine berufliche oder akademische Ausbildung voraus. Gleichzeitig verfügen rund 57 Prozent oder rund 423.000 der arbeitslos gemeldeten Menschen nicht über passende Qualifikationen.“

Die Herausforderung wird besonders deutlich, sagte Strangfeld weiter, wenn zum Vergleich Relationen herangezogen werden: „Auf 100 Stellen, die keine formalen Qualifikationen voraussetzen, bewerben sich derzeit rund 145 Menschen. Bei den Fachkräften kommen auf 10 Stellen rechnerisch nur 25 Bewerberinnen und Bewerber. Wenn Verhältnisse so knapp wie bei den Fachkräften sind, spielen regionale Umstände vor allem für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber eine deutlich stärkere Rolle. Wohnen die Menschen überhaupt in meiner Region? Das heißt: Vor Ort, auf dem lokalen Arbeitsmarkt, könnten neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch schwerer zu finden sein.“

Der Blick auf den Arbeitsmarkt für Fachkräfte zeigt laut Strangfeld auch sehr deutlich, wie wichtig die berufliche Qualifikation von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für die Wirtschaft in NRW, wie auch für die Perspektiven der Menschen ist: „Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sind die Chancen am Arbeitsmarkt noch immer gut, wenn sie über berufliche Qualifikationen verfügen.“

Eine Lösung für die derzeitigen Herausforderungen durch die Transformation am Arbeitsmarkt sieht Strangfeld in Weiterbildung und Qualifizierung: „Wirtschaft und Arbeitsmarkt können auf keine Arbeitnehmerin und keinen Arbeitnehmer verzichten. Deshalb müssen wir konsequent auf die Förderung von Qualifizierung und Weiterbildung setzen. Damit wir in Zeiten des demografischen Wandels und der technologischen Modernisierung in der Wirtschaft bestehen können.“ Im Juni nahmen in NRW 49.941 Personen an einer durch die Agenturen für Arbeit oder Jobcenter geförderten beruflichen Weiterbildung teil – 5,5 Prozent oder 2.592 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr, als ein Jahr zuvor. Darunter hat besonders die Förderung von Beschäftigten zugelegt: „Immer mehr Unternehmen setzen auf die Qualifizierung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, damit sie auch in Zukunft die gesuchten Fachkräfte an Bord haben.“

Innerhalb der letzten zwölf Monate starteten 9.625 Beschäftigte eine geförderte Weiterbildung, das entsprach einer Zunahme von 6,0 Prozent zum vorhergehenden Zeitraum. „Über diese Entwicklung freuen wir uns. Das Ziel aller Partnerinnen und Partner am Arbeitsmarkt muss es sein, nicht locker zu lassen und weiter Menschen und Unternehmen dafür zu gewinnen, sich bzw. ihre Beschäftigten weiterzubilden und zu qualifizieren.“
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Landesweit waren im Juni 743.115 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 0,6 Prozent oder 4.195 Personen mehr als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit um 5,0 Prozent oder 35.566 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote blieb mit 7,4 Prozent auf dem Niveau des Vormonats, lag jedoch um 0,2 Prozentpunkte über der des Vorjahresmonats.

Im Juni stieg die Arbeitslosigkeit in der Personengruppe junger Menschen unter 25 Jahren am deutlichsten. Mit 63.129 jungen Menschen waren 3,4 Prozent oder 2.067 Personen mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Monat. Grund sind die auslaufenden Ausbildungsverträge junger Absolventen einer Fachkraftausbildung. In den weiteren Personengruppen entwickelten sich die Zahlen deutlich moderater. In der Altersklasse über 50 Jahren nahm die Zahl der Arbeitslosen gar nicht bzw. nur äußerst geringfügig um 28 Personen zu, in der Altersgruppe über 55 Jahre auch nur um 0,2 Prozent oder 377 Personen auf 175.750 Arbeitslose. Auch die Zahl ausländischer Arbeitsloser stieg nur sehr leicht um 0,2 Prozent oder 658 Personen auf 296.592 Menschen.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit wurde vor allem in der Arbeitslosenversicherung bemerkbar, dem Arbeitslosengeld. Im Juni bezogen 217.690 Menschen Arbeitslosengeld. Das waren 3.947 Personen oder 1,8 Prozent mehr als vor einem Monat und 18.950 Menschen oder 9,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Aufgabenbereich der Jobcenter, dem Bürgergeld bzw. der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II), stieg die Zahl der Arbeitslosen nur geringfügig um 248 Personen. Insgesamt waren bei den Jobcentern 525.425 Menschen arbeitslos gemeldet – 3,3 Prozent oder 16.616 Personen mehr als vor einem Jahr.

Auch die Unterbeschäftigung legte leicht zu – blieb aber unter der Entwicklung in der Arbeitslosigkeit. Mit landesweit 955.883 Menschen galten 1.800 Personen oder 0,2 Prozent mehr als unterbeschäftigt als vor einem Monat. Vor einem Jahr lag sie um 25.354 Personen oder 2,7 Prozent niedriger. Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Zahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch nicht zur Verfügung stehen und daher nicht als arbeitslos gelten. Das kann zum Beispiel sein, wenn sie an einer abschlussorientierten Fördermaßnahme teilnehmen. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im Juni 212.768 Personen. Zählt man die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen hinzu, erhält man die gesamte Unterbeschäftigung:

Quelle und mehr: arbeitsagentur.de/

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Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit in NRW
Dirk Strangeld: Wirtschaft und Arbeitsmarkt können müssen konsequent auf die Förderung von Qualifizierung und Weiterbildung setzen.