Produktpass soll Nachhaltigkeit fördern
Paderborn (hf). Für Käuferinnen und Käufer wird es immer wichtiger, sich für ein nachhaltiges und transparentes Produkt zu entscheiden. Hierbei soll der Digitale Produktpass, kurz DPP, helfen. Dieser dient als eine Art Steckbrief des gekauften Produkts und informiert unter anderem über die Herkunft, seine Zusammensetzung, Reparatur- und Demontagemöglichkeiten sowie die Entsorgung am Ende der Lebensdauer.
Der Spitzencluster it’s OWL beschäftigt sich in gleich zwei Projekten mit dem Thema. In den Projekten ‚EcoTwin‘ und ‚DualStrat‘ arbeiten Forschungseinrichtungen und Unternehmen zusammen, um die Anforderungen und Trends des digitalen Produktpasses zu identifizieren und Ansätze zu entwickeln, die es ermöglichen, dass nicht nur Kund:innen, sondern auch Unternehmen von dem digitalen Produktpass profitieren.
Der Digitale Produktpass hat zum Ziel, die Transparenz und Nachhaltigkeit im Konsumgütermarkt entscheidend zu verbessern. Dabei werden relevante Produktdaten für alle Beteiligten zugänglich gemacht, indem die Daten detailliert, standardisiert und somit leichter vergleichbar abrufbar sind.
Dies dient nicht nur der Förderung nachhaltiger Produkte, sondern ermöglicht auch den Konsument:innen informierte Entscheidungen zu treffen. Ebenfalls bietet die Transparenz des DPP den Behörden eine erleichterte Durchführung von Prüfungen und Kontrollen.
Von Entstehung bis Entwertung: Alles auf einen Blick
Der Digitale Produktpass bietet einen umfassenden Überblick über Produkte, indem er detaillierte Informationen über ihre Identität, Herkunft, Zusammensetzung, Eigenschaften und Umweltauswirkungen bereitstellt. Der DPP beleuchtet nicht nur die Reparatur- und Recyclingfähigkeit eines Produktes, sondern gibt auch Auskunft über die verwendeten Bauteile, Materialien und Chemikalien. Darüber hinaus enthält er wichtige Hinweise zur Reparierbarkeit, zur Verfügbarkeit von Ersatzteilen und zur fachgerechten Entsorgung.
Diese Transparenz ermöglicht es dem Verbraucher, den gesamten Lebensweg von Produkten zu überblicken und so bewusste Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus kann der DPP Produktionsdaten, Qualitätskontrolldaten und Servicedaten enthalten, die ein ganzheitliches Bild des Produkts zeichnen und seine Nachhaltigkeit und Qualität unterstreichen.
Anregende Impulse aus der Politik
Im Rahmen des EU Green Deal werden umfassende Maßnahmen für einen tiefgreifenden ökologischen Wandel vorgeschlagen. Der DPP wird dabei als eine Schlüssellösung hervorgehoben. Er soll verlässliche, vergleichbare und überprüfbare Informationen liefern, die es den Verbraucher:innen ermöglichen, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen, und gleichzeitig das Risiko von Greenwashing zu minimieren.
Außerdem bietet der digitale Produktpass eine Lösung für die im Circular Economy Action Plan identifizierten Probleme, indem er einen Rahmen für die Nachhaltigkeitsbemühungen innerhalb der EU schafft. Hierbei soll durch die Langlebigkeit, Wiederverwendbarkeit, Aufrüstbarkeit und Reparierbarkeit von Produkten ein Anreiz zur Kreislaufwirtschaft statt zur Wegwerfgesellschaft gesetzt werden.
Digitaler Zwilling und digitaler Produktpass: Kannegiesser setzt beides um
Im it’s OWL Projekt ‚EcoTwin‘ identifizieren das Fraunhofer IEM gemeinsam mit dem Wuppertal Insitut und dem Unternehmen Kannegiesser die Schnittstellen zwischen den beiden Konzepten des digitalen Zwilling und digitalen Produktpass.
Ein Digitaler Zwilling ist eine digitale Abbildung eines Produkts, welcher in Echtzeit ausgewählte Informationen für verschiedene Anwendungen erfasst, verarbeitet und vernetzt. Ein digitaler Produktpass ist eine digitaler Steckbrief, der die Informationen über ein Produkt über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg bereitstellt, einschließlich Herstellung, Verwendung und Wartung.
Im Projekt ‚EcoTwin‘ wird sowohl ein Digitaler Zwilling als auch ein erster digitaler Produktpass bei der Herbert Kannegiesser GmbH, Weltmarktführer für industrielle Wäschereimaschinen, konzipiert und umgesetzt.
Böllhoff: Dank digitalem Produktpass zu mehr Nachhaltigkeit
Wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung zum Erfolg von Unternehmen führen, zeigt auch das it’s OWL Projekt ‚Strategisches Management der Dualen Transformation‘, kurz ‚DualStrat‘.
Die Böllhoff Gruppe, ein weltweit agierendes Unternehmen für 360-Grad-Verbindungstechnik mit Montage- und Logistiklösungen, nutzt dieses Projekt, um sich nachhaltiger aufzustellen.
„Böllhoff fokussiert sich in dem Projekt auf den Digitalen Produktpass, weil die Bündelung der produktbezogenen Nachhaltigkeitsinformationen im DPP dabei helfen wird, Produkte nachhaltiger zu gestalten und zu produzieren. Gleichzeitig können die gesammelten Informationen dem Kunden über den Digitalen Produktpass systematisch und automatisiert zur Verfügung gestellt werden. Dies ermöglicht dem Kunden bewusste und transparente ökologische Entscheidungen zu treffen und unterstützt sie bei der Erreichung ihrer eigenen Nachhaltigkeitsziele“, sagt Dr. Caroline Besse, Stoffdaten- und Compliancemanagerin bei Böllhoff.
Neben Böllhoff werden im it’s OWL Projekt ‚DualStrat‘ die Unternehmen Hanning, Schmitz Cargobull und Weidmüller bei der dualen Transformation ihres Unternehmens durch das Fraunhofer IEM, InnoZent OWL, Universität Paderborn und das Wuppertal-Institut begleitet.
Für Besse ist der Austausch mit den Partnern entscheidend: „Um die Herausforderungen rund um den Digitalen Produktpass zu lösen, stellt das Netzwerk it's OWL für uns einen großen Gewinn dar. Wir profitieren nicht nur von den Erfahrungen und Forschungsleistungen der wissenschaftlichen Einrichtungen, die mit uns im Projekt zusammenarbeiten, sondern auch vom Austausch mit den anderen Industrieunternehmen, die am Projekt DualStrat beteiligt sind.
Dabei geht der Austausch über das Projekt und den beteiligten Unternehmen hinaus: So fand bei Böllhoff ein aus dem it's OWL Projekt initiierter Arbeitskreis zum Thema Digitaler Produktpass statt. Bei dem Treffen diskutierten Vertreter:innen aus zehn Unternehmen und vier Forschungseinrichtungen über die Herausforderungen und Möglichkeiten des digitalen Produktpasses.
Nachhaltigkeit durch Technologie: Projekte stehen für ‚Industrie.Zero‘
Die nachhaltigen Projekte im Spitzencluster zahlen auf die neue it’s OWL Strategie ‚Industrie.Zero‘ ein. Unter dem Motto ‚Nachhaltigkeit durch Technologie‘ setzen Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus OstWestfalenLippe die Strategie ‚Industrie.Zero‘ in Projekten um. Das Ziel: Die Region OstWestfalenLippe soll sich so zu einer Modellregion für nachhaltige Wertschöpfung entwickeln.
„Mit ‚Industrie.Zero‘ wollen wir Unternehmen bei der industriellen und nachhaltigen Transformation ihrer Geschäftsmodelle unterstützen. Mit unseren Projekten wie ‚EcoTwin‘ oder ‚DualStrat‘ zeigen wir, dass digitale Lösungen der Schlüssel zur Nachhaltigkeit sein werden“, sagt Günter Korder, Geschäftsführer der it’s OWL Clustermanagement GmbH.